Wundermittel Retinol

Retinol gilt als die neue Anti-Aging-Wunderwaffe. Wir verraten Ihnen, was dieses besondere Vitamin-A-Derivat wirklich kann, wie es wirkt, für welchen Hauttyp sich dieser Powerwirkstoff am besten eignet und worauf bei der Anwendung zu achten ist. Lesen Sie auch, was eine Hautspezialistin dazu sagt.

Lange wurde Hyaluronsäure als Mittel der Wahl für strahlende, faltenfreie Haut beworben. Nun scheint Retinol als Inhaltsstoff in Cremes und Seren der neue Hype zu sein. Wirkt es tatsächlich besser als Hyaluronsäure? Inwiefern unterscheiden sich die beiden Inhaltsstoffe beziehungsweise kann man sie überhaupt direkt vergleichen? Nein, das kann man nicht, sagen die Experten.

Unterschiedliche Effekte von Retinol und Hyaluronsäure

„Retinol und Hyaluronsäure haben zwei völlig unterschiedliche Effekte in der Haut“, erklärt die Hautspezialistin Dr. med. Nicole Schramm (www.praxis-haut-haare-hormone.de). „Hyaluronsäure ist ja ein natürlicher Bestandteil der Haut, der Feuchtigkeit bindet und Elastizität gibt. Wenn wir älter werden, verliert die Haut immer mehr Hyaluronsäure, zugleich wird weniger aufgebaut. Wird die Hyaluronsäure wieder zugeführt, d. h. unter die Haut gespritzt, gewinnt diese ihre Spannkraft und ihr Volumen sofort zurück. Retinol hat andere Effekte, unter anderem normalisiert es die homogene Pigmentverteilung in der Haut, zum Beispiel bei Pigmentierungsstörungen nach einer Schwangerschaft oder wenn die Haut mit zunehmendem Alter fleckiger wird“, erklärt die Grünwalder Hautexpertin.

Retinol – ein wichtiges Element für die Hautgesundheit

„Retinol kann aber noch mehr. Es hilft, den Verhornungsgrad der Oberhaut zu regulieren – was zu einem schöneren Hautbild führt. In der Unterhaut wirkt sich Retinol günstig auf die Talgdrüsenproduktion aus, da es sich dabei um ein Vitamin-A-Säure-Derivat handelt“, so Dr. Schramm. Das heißt es sorgt dafür, dass nicht zu viel Talg und zu viele Unterlagerungen gebildet werden, die zu Unreinheiten und Entzündungen führen. Vitamin A spielt bekanntermaßen eine wichtige Rolle beim Aufbau der Hautstruktur. Außerdem regt Retinol die Kollagenproduktion an und sorgt somit in den unteren Hautschichten für ein stabiles „Gerüst“ – und damit für eine geringere Faltentiefe.

Retinol ist ein durch Studien belegtes wichtiges Element für die Hautgesundheit, für die Ebenmäßigkeit und damit für das gesamte Erscheinungsbild. Die Dermatologin empfiehlt Retinol – je nach Indikation in unterschiedlicher Darreichung und Konzentration – für Regenerationseffekte ab Anfang 30, zur Behandlung einer Akne auch schon bei Jugendlichen.

Was es bei der Anwendung zu beachten gilt

Bei der Anwendung von Retinol-Produkten ist eine kompetente Beratung unerlässlich, denn Retinol ist nicht für jede Haut geeignet, Schwangere dürfen es gar nicht verwenden. Außerdem sollten „Einsteiger“ zunächst mit Produkten starten, die eine geringere Konzentration enthalten und die Cremes oder Seren auch nicht täglich auftragen. Bei Auftreten von Hautreaktionen (z. B. Rötungen, Trockenheit, Schuppen, Abschälen, Brennen, Stechen) empfiehlt es sich, den Abstand von zum Beispiel dreimal pro Woche auf zweimal pro Woche zu verringern.

Ein Tipp: Zunächst ein paar Mal das Produkt in der Armbeuge testen.

Ganz wichtig: Sonnenschutz ist ein Muss bei der Anwendung von Retinol-Produkten, da es die Haut lichtdurchlässiger macht!

Intensiv-Programme mit medizinischen Produkten

Wer eine intensive Retinol-Therapie mit Langzeiteffekt machen möchte, der sollte sich in einem medizinischen Kosmetikinstitut behandeln lassen, am besten, wenn dieses noch einer Arztpraxis angegliedert ist. Neben der fachlichen Beratung werden dort ausschließlich hochwirksame medizinische Produkte verwendet, die nicht frei verkäuflich sind.

Neben der individuellen Einschätzung der Haut erfolgt unter anderem eine genaue Aufklärung darüber, welche Nebeneffekte anfangs auftreten können und was in welchem Fall zu tun ist. Intensivprogramme, die hauptsächlich in Herbst und Winter angeboten werden, können durchaus zu Rötungen, Schuppungen, Kribbeln auf der Haut führen. „Dadurch, dass das Retinol den Verhornungsgrad der Oberhaut normalisiert, verfeinert es zugleich das Hautbild und macht die Haut lichtdurchlässiger – nicht dünn, wie manchmal zu lesen ist. Die Oberhaut, und in gewissem Grad auch die Unterhaut, werden ja sogar kompakter“, erklärt die Hautspezialistin. Die höherprozentigen Retinol-Präparate sollten daher immer abends aufgetragen werden. Aber selbst die leichte Variante, die z. B. nur 0,25 Prozent Retinol enthält, würde man im Sommer nicht jeden Abend verwenden, sondern nur vorsichtig zwei- bis dreimal in der Woche. „Aber trotzdem gibt es einen Effekt!“, so Dr. Schramm. Wichtig ist, dass das Retinol genau dahin kommt, wo es hin soll.

Ärztliche Beratung 

„Wenn eine Patientin zu uns ins Institut kommt, schaue ich mir ihre Haut zuerst selbst an, gebe dann meine Empfehlung zur Wahl der Retinol-Präparate ab und unsere Kosmetikerin bespricht dann en Detail, wie die Produkte nach der Grundbehandlung zu Hause anzuwenden sind“, erläutert Dr. Schramm. „Die medizinischen Retinol-Produkte haben das Ziel, die Haut in ihrem Stoffwechsel zu aktivieren, sodass sie sich selbst reguliert. Der Effekt muss in der Tiefe erzielt werden. Manchmal sagen unsere Patientinnen anfangs: ‚Die Produkte reichen mir nicht aus, da sieht man ja kaum etwas.‘ Das ist aber nur vorübergehend, denn der Stoffwechsel muss ja quasi erst angekurbelt werden.“