Trend Ölziehen

In Indien wird das Ölziehen seit Tausenden von Jahren als Reinigungsritual praktiziert und auch bei uns schwören immer mehr Menschen auf die positiven Eigenschaften. Doch die reinigende Wirkung soll laut Ayurveda über die einer Mundspülung weit hinausgehen: Sie soll das Immunsystem stärken, den Cholesterinspiegel senken, den Fettstoffwechsel ankurbeln, den Teint strahlen lassen und bei der Entgiftung helfen – für einen gesunden Glow, der von innen kommt.

 

Die Geschichte des Ölziehens

Die aus der Alternativmedizin stammende Methode wird bereits in den ältesten ayurvedischen Schriften als „Kavala Graha“ erwähnt. Öl spielt in der 5.000 Jahre alten Gesundheitslehre des Ayurveda auf vielen Ebenen eine Rolle, sei es bei Massagen oder beim Kochen. Laut Überlieferung kann das Ölziehen bei über 30 systemischen und chronischen Krankheiten wie Diabetes, Rheuma, Asthma, Schuppenflechten, HNO-Beschwerden, Kopfschmerzen und Migräne helfen. Indische Wissenschaftler veröffentlichten 2011, dass während des Ölkauens eine Versteifung und Emulgierung des Öls stattfindet – ein Mechanismus, der zur reinigenden und desinfizierenden Wirkung zusätzlich beiträgt.

Strahlende Zähne und eine gesunde Mundflora

Das Ölziehen wirkt zuallererst wie eine Mundspülung und bekämpft nachweislich Kariesbakterien sowie Lactobacillus acidophilus. Studien zeigten, dass dieser Effekt bereits nach circa 40 Tagen eintritt und die Anzahl der Kariesbakterien um bis zu 30 Prozent sinken kann. Viele Zahnärzte berichten von einer erheblichen Verbesserung des Zahnfleisches und einem Rückgang von Entzündungen und Irritationen im Mundraum. Da das Zahnfleisch massiert wird, verbessert sich seine Durchblutung und Selbstheilungskraft. Die Mundflora kommt auf sanfte Weise wieder ins Gleichgewicht. Ölziehen hilft auch bei Parodontose, Mundgeruch und Zahnbelag und führt so zu weißeren Zähnen.

Detox für den ganzen Körper

Durch das aktive Ölkauen werden die Speicheldrüsen angeregt – so sollen toxische Stoffe schneller aus dem Organismus geschleust werden. Die feuchte Mundschleimhaut ist außerdem weniger anfällig für Krankheitserreger. Das Öl soll wie ein Löschblatt die Giftstoffe, die sich während der Nacht im Mund angesammelt haben, aufsaugen. Diese antibakterielle, entgiftende Wirkung soll in weiteren Körperbereichen – wie bei der Verdauung, beim Fettstoffwechsel und der Haut – spürbar sein.

Schneewittchen-Glow

Viele Giftstoffe, die über die Mundschleimhäute in den Körper gelangen, werden vom Öl gebunden. Das entlastet die Haut bei der Entgiftung. Nach einer einmonatigen Ölziehkur kann der Teint ebenmäßiger erscheinen und man strahlt förmlich von innen heraus. Wer zum ersten Mal Öl zieht, wird merken, wie ungewohnt und anstrengend es ist, die seidige Flüssigkeit mehrere Minuten in Bewegung zu halten. Das Ölziehen beansprucht Muskelpartien im Kopf- und Kieferbereich, die man sonst eher selten benutzt – ein straffendes tägliches Workout für das Gesicht.

Immunsystem boosten

Da das Öl für mehrere Minuten Zunge, Zahnfleischtaschen und Zahnzwischenräume umspült, befreit es den Mund von Bakterien, die sonst zu anderen Krankheiten führen könnten. So wird das Immunsystem entlastet. Die Saug- und Kaubewegungen regen zusätzlich das Lymphsystem im gesamten Kopf an. Die Lymphe kann besser fließen und Schadstoffe abtransportieren. Wichtig ist es dabei, zu schlürfen, zu saugen und das Öl durch die Zähne zu ziehen, aber nicht damit zu gurgeln oder es zu schlucken. Wer besonders gründlich vorgehen möchte, reinigt die Zunge danach mit einem Zungenschaber, der nicht nur den Belag entfernt, sondern auch die Zungenreflexzonen massiert und so weitere Organe positiv beeinflussen soll.

Ein Öl für jeden Geschmack

Für diese ayurvedische Praktik eignen sich alle kalt gepressten Pflanzenöle, am besten in Bioqualität. Besonders beliebt ist Kokosöl aufgrund seines angenehmen Geschmacks und seiner hervorragenden entzündungshemmenden und antimikrobiellen Fähigkeiten. Aber auch ein leicht bitter schmeckendes Leinöl, ein nussiges Sesamöl oder das neutralere Sonnenblumenöl passen hervorragend – alle drei mit antibakteriellen Eigenschaften.

So geht’s oder First Things First

Das Ölziehen sollte man stets vor dem Zähneputzen und auf nüchternen Magen in der Früh praktizieren, da man sonst laut ayurvedischer Heilkunde die Keime schlucken würde, die sich in der Nacht angesammelt haben. Man nimmt also einfach einen Esslöffel voll Öl in den Mund und hält es 20 Minuten lang in Bewegung. Dieser Zeitraum ist notwendig, damit das Öl in jeden noch so versteckten Winkel dringt. Danach gibt man es in ein Taschentuch und putzt sich wie gewohnt die Zähne. Anfänger können mit fünf Minuten und einem Teelöffel Öl beginnen und sich langsam steigern.