Traumblasen

Eine der angesagten Farben des Sommers für ausgefallenes Interior ist „Bubblegum Pink“. Sie lässt sich als spielerischer Akzent perfekt mit allen möglichen Stilen kombinieren und sorgt für einen lockeren femininen Touch.

Rosa mag für viele Betrachter eine typische Mädchenfarbe sein, …

… ein peinlicher Farbexzess in überladenen Kinderzimmern, …

… den man spätestens mit der einsetzenden Pubertät schnell aus seinem Sichtfeld und dem der Freunde verbannen möchte. Dabei gibt es moderne Variationen wie das trendige „Bubblegum Pink“, die sich als starkes Statement locker mit angesagten gedeckten Pastelltönen verbinden lassen. In jedem Interior, ob klassisch oder modern, sorgen sie für feminine Leichtigkeit, für ein schelmisches Augenzwinkern, dass Strenge auflockert, Humor ins Puristische bringt und wunderbar Althergebrachtes wirkungsvoll entstaubt. Die Dosis macht das Gift und nur ein kleiner mutiger Farbklecks in einer durchgestylten Inneneinrichtung kann eine große Wirkung haben.

Nimmt man zum Beispiel ein einzelnes altes Möbel von Oma aus dem Keller, …

… das eigentlich schon längst auf dem Sperrmüll landen sollte, und streicht es in diesem auffallenden Ton, hat man ein wahrhaft starkes Stück, das zu einem witzigen Blickfang in jedem Raum wird. Gerade bei einem Stilmöbel mit geschwungenen Formen wie einer klassischen Kommode, einem antiken Sessel oder einem wuchtigen Schrank erzielt man mit ein paar Pinselstrichen eine nie geahnte Leichtigkeit. So entsteht ein Lieblingsstück, von dem man sich nie mehr trennen möchte. Trifft man bei der Polsterung eines Stuhles dann noch den richtigen, überraschenden Kontrast, wird jeder Besucher fragen, wo man dieses Designerstück gefunden hat. Die modernen Designer haben „Bubblegum Pink“ in seiner gedeckten Form längst für sich entdeckt, um herkömmlichen Möbelformen eine neue opulente und doch elegante Anmutung zu geben. Gerade gepolsterte Sofas und Sitzgruppen passen so perfekt zu Trends wie Regency und Grand Millennial, die das herrschaftliche England und seinen luxuriösen Einrichtungsstil wiederbelebt haben. Manch einer verwendet transparenten eingefärbten Kunststoff, um zum Beispiel Barhocker oder schwer wirkenden Kommoden eine sprühende Leichtigkeit zu verleihen. Sogar als Wandfarbe in eher puristisch gestalteten Räumen macht der Ton den so dominanten Petrol- und Graublau-Tönen erfrischende Konkurrenz.

Möchte man diesem starken Pink nicht soviel Raum geben, …

… kann man auch geschickt kleine Farbtupfer setzen. Da bieten sich natürlich gemütliche Kissen an, die mit starker Ornamentik und geschickter Farbsetzung jedes graue Sofa aufhübschen. Ein auffallender Lampenschirm, passenderweise auch in Form einer asymmetrischen Blase, vereint den starken Farbakzent mit einem warmen Licht, mit dem so ein Leuchtkörper jedes Zimmer mit schwelgerischer Behaglichkeit überflutet. Schaffelle in jeder Größe und zu jedem Zweck sind seit Jahren ein angesagter Trend, aber warum müssen diese denn immer weiß sein? In Pink wirken sie bei Weitem lebendiger und humorvoller, ob am Boden ausgelegt oder über einen Sessel drapiert. Diese Lebensfreude verhilft gerade auch einem Bad, das traditionell mit blendender Helligkeit einhergeht, zu einem anheimelnden Ambiente. An einem farbigen Waschtisch, dieser am besten in antiker stilvoller Formgebung, kann man sich schon morgens in eine andere Zeit träumen, und er sieht einfach Klasse und einzigartig aus. Selbst einem Toilettenensemble mit Spülkasten nimmt Pink seinen verschämten aseptischen Charakter und suggeriert eine florale Duftnote. Man sollte gerade im Interior nicht immer alles so ernst nehmen.

Daher eignet sich „Bubblegum Pink“ gerade auch für ausgefallene Objekte.

Jedes Muster, jede Form ist erlaubt. Da wird selbst ein Plastikrollschuh zu einer wertvollen Vase – und die Wertigkeit des Materials ist auf einmal gar nicht mehr so wichtig. Ein einfacher Hund in dieser Akzentfarbe besteht locker neben einer hochmütigen Porzellanfigurine, und selbst künstliche Blumen sprühen vor Witz und Lockerheit, wenn sie in einer Designervase aufblühen dürfen. Eines ist „Bubblegum Pink“ aber vor allem: Disco. Die 70er und frühen 80er erleben sowieso eine aufregende Renaissance, und diese Farbnuance passt wie Travolta auf die Tanzfläche. Als Leuchtschrift oder bunte Dekoration jeder Art schmückt es perfekt jede Wand. Vielleicht lässt sich auch manches Objekt aus dem alten Kinderzimmer neu verwenden, zum Beispiel das alte Tretauto als opulenter Blumenkasten. Steht man dann zudem auf britische augenzwinkernde Ironie, hängt man sich ein auf den ersten Blick klassisch anmutendes Gemälde an die Wand. Nur reckt einem Mylady oder Mylord frech eine knallpinke Kaugummiblase anstatt der berühmten „stiff upper lip“ entgegen.

Damit ist dieser freche Trend endgültig auf den pinken Punkt gebracht.

Es ist einfach wichtig, das Kind in sich am Leben zu erhalten und der Welt in seiner Ernsthaftigkeit die eine oder andere Blase der eigenen Träume entgegenzuhalten. Bunt, schräg und ganz individuell. Dann kann man vielleicht auch dem eigenen Kind leichter zugestehen, wenn der Schreibtisch zur Einschulung wie ein rosa Riese das erste eigene Zimmer dominiert. Vielleicht denkt man schon daran, wie daraus der erste Schminktisch entstehen kann. Aber das hat Gott sei Dank noch etwas Zeit.