Funkeln im Dunkeln

Der Winter ist die Zeit der Wunder und der Mythen. Über dem klaren Himmel spannt sich ein funkelndes Sternenzelt, das mit seinen flirrenden Lichtern die Phantasie anregt.
Zeit, sich Orte zu suchen, an denen man sich diesem Naturerlebnis öffnen kann.

„Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da.“

... sang einst in einem Schlager Gustav Gründgens. Und er hat so Recht!

Gründgens bezog sich zwar eher auf lebendiges Nachtleben in der Großstadt, aber er gilt nicht weniger für die dunkle Jahreszeit:
 

Denn so dunkel ist diese nicht, wenn sich wie auf edlem Samtstoff am Firmament funkelnde Juwelen des Universums ausbreiten.
Nicht allein die heiligen drei Könige folgten einem Kometen auf seinem Weg, auch für uns richtet sich seit Kindertagen der Blick auf den Stern am Kopf des Weihnachtsbaums. Nichts ist beruhigender wie der winterliche Sternenhimmel in einer ruhigen, kalten Nacht, wenn wir die Möglichkeit haben, ihn in Ruhe zu betrachten.

Dafür gibt es gerade in unserer Region wunderbare Orte und Events, die bei idealerweise verschneiter Landschaft ihren besonderen Reiz entfalten.
Mit Staunen werden wir wieder jung, etwas demütiger vor der Schönheit der Schöpfung und fühlen uns doch in dieser Welt geborgen. Ob allein oder mit Gleichgesinnten können wir die stillen Winternächte mit ungewohnten Erlebnissen erfüllen, in der Kontemplation Kraft schöpfen und ganz zu uns finden. Kein Seminar für bewusstes Atmen oder individuelle Achtsamkeit ist nötig in Stunden, in denen wir einfach einmal still auf unsere Welt blicken.

Laß' Dir mal den Nachthimmel erklären

(von jemandem Kompetentem)

Dafür gibt es an verschiedenen Orten Volkssternwarten, denn seit es Teleskope gibt, ist die Faszination für die Beobachtung der Himmelskörper nicht nur bei Wissenschaftlern ungebrochen. Besonders wenn wie am 11. November ein besonderes Schauspiel bevorsteht:
Unser Nachbarplanet Merkur wandert vor der Sonnenscheibe vorbei. Zugegeben kein nächtliches Ereignis, aber unsere Sonne ist ja schließlich auch ein Stern, und ein sogenannter Merkurtransit findet danach erst wieder in 13 Jahren statt.

Ein wichtiger Hinweis: Schauen Sie nicht ohne geeignete Filter in die Sonne! Sie riskieren, blind zu werden, vor allem wenn Sie ein Fernglas oder Fernrohr benutzen. Der Transit ist sowieso nur von Optiken ab einer Vergrößerung von ca. 100x erkennbar.

Die Volkssternwarte München in der Rosenheimer Straße bietet dafür eine eigene Veranstaltung, zu der Sie Infos unter sternwarte-muenchen.de finden.

120 Sternschnuppen

pro Stunde!

Wer ein solches Ereignis aber mit einem Ausflug in die Umgebung verbinden möchte, dem sei die Isartalsternwarte in der Nähe von Bad Tölz wärmstens empfohlen. Hier kann man bei klarem Wetter am 14. Dezember etwas besonders Spektakuläres beobachten: die Geminiden. Diese sind der stärkste Meteorstrom des Jahres. Seine Aktivität hat sich in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich erhöht und übertrifft inzwischen jene der Perseiden im August. In diesem Jahr ist das Maximum für die Nacht vom 14. auf 15. Dezember angekündigt. Fallraten von bis zu 120 Sternschnuppen pro Stunde werden erwartet.

Gutes Schuhwerk und warme Kleidung für die Beobachtung nach einem Vortrag zu diesem Thema werden natürlich empfohlen (www.isartalsternwarte.de). Man könnte aber auch einen Kurzurlaub in Salzburg einplanen, denn die dortige Sternwarte ist nicht nur architektonisch eine Attraktion. Sie verfügt über zwei leistungsstarke Teleskope, die auch bei öffentlichen Sternführungen im Einsatz sind. Das größere Teleskop hat einen Spiegeldurchmesser von 1.000 Millimetern. Es steht in einer Kuppel, die sich vollständig öffnen lässt. Je nach verwendetem Okular ergibt sich eine bis zu tausendfache Vergrößerung. Die Verwendung dieses Teleskops ermöglicht das Beobachten und Foto-grafieren weit entfernter Himmelskörper. Termine für die abendlichen Sternenführungen finden sich unter Hausdernatur.at/de/sternwarte.html.

Wenn man schon einmal im Salzkammergut unterwegs ist, …

… erwarten einen noch wunderbare Veranstaltungen echten gelebten Brauchtums.

Beim Glöcklerlauf in verschiedenen Gemeinden werden große sternförmige Kappen durch die Dunkelheit getragen. Ausgehend von Ebensee verbreitete sich der Brauch über das gesamte Salzkammergut und die Wolfgangseeregion bis in die Steiermark. Dieser jährlich am 5. Januar stattfindende Lauf ist gekennzeichnet durch das typisch weiße Gewand und das Tragen und Läuten von großen Glocken. Mit Stolz tragen die Glöckler ihre wunderschönen, beleuchtenden Kappen durch die verschneiten Täler. Wo und wann Sie diese von menschlichen Sternen erhellte Nacht erleben können, erfahren Sie unter www.im-salzkammergut.at. Empfohlen, wenn auch tagsüber, ist dazu noch die „Adventroas“ im Freilichtmuseum Salzburg. Hier werden sich allerdings bestimmt die einen oder anderen Sterne finden lassen. Die Stuben der Museumshäuser öffnen sich für vorweihnachtliche Bräuche und Basteleien. Kinder können mit ihren Eltern Strohsterne basteln, Kerzen drehen, Krippen schau’n, Christbaumschmuck gestalten und in der Lebkuchenstube mithelfen. In den Küchen wird gekocht und gebacken, Advent- und Weihnachtsgeschichten werden erzählt, es wird musiziert und gesungen. Die Luft ist erfüllt von guten Gerüchen. An Verkaufsständen gibt es eine schöne und gute Auswahl an Advents- und Weihnachtswaren, selbstverständlich auch Speis und Trank. www.salzburg.info

Über unseren Köpfen der nachtklar funkelnde Vollmond

und einen heißen Becher Glühwein in der Hand.

Wer es lieber ruhiger haben und den winterlichen Sternenhimmel unmittelbarer über sich funkeln sehen möchte,  für den gibt es auch in der kalten Jahreszeit Möglichkeiten, nach einer Wanderung auf idyllischen Hütten bei einem heißen Glühwein seinen Blick in die unendliche Ferne schweifen zu lassen.

Auch abseits der Pisten unternehmen viele Winterwanderungen, und wer gleich mehrere Tage in den Bergen unterwegs sein möchte, benötigt eine Unterkunft. Doch nur wenige Hütten sind das ganze Jahr geöffnet und bewirtschaftet. Doch vom Allgäu bis zum Chiemgau gibt es Häuser, die Gäste empfangen.
Am besten man sucht sich eine Region aus und informiert sich auf den jeweiligen Websites der Tourismusorte, welche Hütten auch im Winter Wanderer aufnehmen.

Denn Nachtwandern ist ein echter Trend geworden, der auch von den Fremdenverkehrsorten erkannt wurde. Vor allem Vollmondnächte bieten sich nicht nur wegen der besseren Lichtverhältnisse an, sondern wegen der verwunschenen märchenhaften Atmosphäre dieser Stunden. Natürlich gilt es, auf die richtige Ausrüstung Wert zu legen und behutsam mit der Natur und vor allem den nachtaktiven Tieren umzugehen.

Wer dies noch nie gemacht hat, sollte sich beim ersten Mal vielleicht auf einen Organisator verlassen, der eine Wanderung zu einem ungetrübten Erlebnis macht. In der Region Seefeld unweit Garmisch Partenkirchen werden sogar mehrtägige Touren mit perfekter Versorgung angeboten. Ab dem 12. Januar finden die „Weitwanderungen“ statt. Ein besonderer Service für alle Teilnehmer der viertägigen Exkursion ist der eigene Gepäckservice. Dies erleichtert die Wanderungen der täglichen Etappen deutlich. Vor jeder Einkehr in den jeweiligen Unterkünften wird das Gepäck dorthin transportiert. Die Übernachtung auf der Wettersteinhütte wird nur exklusiv im Rahmen der Weitwanderung angeboten.

Echter Hüttenflair mit atemberaubenden Panoramablick und Tiroler Gemütlichkeit. Genächtigt wird ganz traditionell im Hüttenlager oder in der Koje. /  Seefeld.com

Gerade mit Kindern sind dagegen geführte Wanderungen zu empfehlen, …

… die sich für immer als wundervolles Ereignis in ihre Erinnerungen einprägen werden.

Ein besonders schönes Beispiel sind die Rauhnacht-Wanderungen in Reit im Winkl, mit Feuerstellen, Fackeln und Laternen romantisch ausgeleuchtet. Dazu gibt es mystische Geschichten: Sagen, Märchen, Brauchtum und Aberglaube, gefürchtete Unholde, Schreckensgestalten und „Waldgeister“. Es gibt einen musikalischen Empfang mit den Reit im Winkler Alphornbläsern, einer Bläsergruppe und den Hüttenmusikanten am Lagerfeuer. Kosten: Erwachsene 15 Euro, Kinder 5 Euro, Jugendliche 10 € (Berg- und Talfahrt inkl.). Dazu einen Begrüßungshausbrand und bei Bedarf Schlittenabfahrt mit Stirnlampen. Alle Termine und die Anmeldung sind unter www.reitimwinkl.de zu finden.

Manchmal braucht es aber kein inszeniertes Event, …

… wenn die Natur an sich ein atemberaubendes Spektakel in tanzender Beleuchtung ist.

Daher sollten Sie einmal den nächtlichen Fackelspaziergang in der Breitachklamm bei Oberstdorf erleben. Im Winter verwandelt sich diese Schlucht in eine Märchenlandschaft aus Schnee und Eis. Glitzernde Eiszapfen, mächtige Eisvorhänge, erstarrte Wasserfälle und geheimnisvolle Höhlen schaffen eine unvergessliche Kulisse. Das Licht der Fackeln spielt mystisch mit den kristallinen Eisoberflächen. Man kann in der regulären Gruppe gehen, aber auch einzelne Führungen mit eigenem Guide buchen. Vielleicht einmal eine spektakuläre Alternative zu normalen Firmenevents oder Geburtstagen. www.breitachklamm.com

Auch die berühmte Partnachklamm bei Garmisch-Partenkirchen …

… ist im Winter bei solch stimmungsvollen Events zugänglich, dank gesicherter Wege und Tunnelanlagen.

Von den steilen Felswänden ragen meterlange Eiszapfen, die zu riesigen Eiswänden mit einer Höhe von bis zu 30 Metern zusammenwachsen. Aus dem Fels quellen glasklare und zentimeterdicke Eisschichten und nur wenige Meter von Ihren Füßen entfernt, tanzt die eisige und scheinbar immergrüne Partnach zwischen eisbedeckten Felsbrocken und abstrakten Eisskulpturen. Verschiedene Anbieter, die man unter www.partnachklamm-info.de findet, bieten ganz eigene Pakete verbunden mit gemütlicher Gastronomie und persönlicher Beratung an. Dazu sind zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten gegeben, die einen stimmungsvollen Abend mit offenem Ende ermöglichen. Allen vorgeschlagenen Veranstaltungen ist eines gemeinsam: Sie sind umgeben von winterlicher Nacht und ganz besonderem Zauber. Man kann jederzeit innehalten und seinen Blick gen Himmel richten. Dort warten immer die Sterne und glänzen in einer Zeit, in der wir es einmal ruhiger angehen lassen sollten. Dann werden aus dunklen Winternächten stimmungsvolle Stunden der Phantasie.