Schönheits-OPs boomen

Die Zahl der Beauty-OPs steigt von Jahr zu Jahr. Doch wer hätte gedacht, dass sie ausgerechnet in Zeiten der Corona-Krise derartig boomen. Auch die Herren der Schöpfung legen sich immer öfter unters Skalpell. Drei der unter den Top Ten zu findenden ästhetisch-chirurgischen Eingriffe haben wir uns von Experten ihres Fachs näher erläutern lassen.

Warum nicht das durch den abgesagten Karibik-Urlaub eingesparte Geld in eine Schönheits-OP investieren?

Dieser Meinung sind laut einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) 67 Prozent der Patienten. Hinzu kommt, dass derzeit viele Berufstätige im Homeoffice arbeiten und die Nachwirkungen einer OP wie sichtbare Schwellungen und blaue Flecken so den Kollegen verborgen bleiben. Die nachgefragten Eingriffe sind ganz unterschiedlich: Weit vorne liegen Lidstraffungen, denn durch das Tragen der Maske rücken die Augen nun in den Fokus, wie überhaupt Korrekturen im Gesichtsbereich aktuell sehr gefragt sind. Schließlich sieht man bei Videokonferenzen sein Gesicht in Großaufnahme – und entdeckt so manches, was einem nicht gefällt.  

Spätestens ab 40 Jahren verliert das Gesicht seine straffen Konturen, denn die Haut ist weniger elastisch, Fettgewebe schwindet und auch Knochenstrukturen bilden sich zurück, vor allem am Unterkiefer. Folge sind Hängebäckchen, Falten (wie die sog. „Marionettenfältchen“ an den Mundwinkeln) und ein erschlaffender Kinn- und Halsbereich. „Ab einem bestimmten Alterungszustand der Haut und der Weichteile bringt nur noch ein Facelift den gewünschten Effekt – minimal- oder nicht-invasive Methoden reichen dann nicht mehr“, erklärt Dr. Caroline Kim, Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie. „Bis heute existiert keine andere Methode, die eine natürliche und einigermaßen dauerhafte Konturierung des unteren Gesichtsbereichs und des Halses ermöglicht“, erklärt die erfahrene Medizinerin. Bei Falten im Stirnbereich hingegen, wie beispielsweise der lästigen Zornesfalte, kommen heutzutage in der Regel Botox und Hyaluronsäure zum Einsatz. Nur selten noch bestehen Indikationen für ein Stirnlift.

Moderne OP-Technik für mehr Natürlichkeit

Das Facelift (Wangen und Halsstraffung) ist ein etwa zwei- bis dreistündiger Eingriff unter Vollnarkose. Dabei wird nicht nur die Haut gestrafft, sondern auch das darunterliegende Muskelfasergewebe und der Hautmuskel des Halses. „Dies ist später entscheidend für einen besonders natürlichen Effekt“, so Dr. Kim, deren Praxis zu den ersten Adressen in München zählt. Die Schnittführung wird in die natürliche Kontur vor das Ohr gelegt und reicht um das Ohrläppchen herum bis hinter das Ohr in die behaarte Kopfhaut, damit die Narben später unsichtbar sind.

Zunächst erfolgt die genannte Straffung des unter der Haut gelegenen Muskelfasersystems, dem sogenannten „SMAS“ (superfizielles muskuloaponeurotisches System). Anschließend werden die abgesunkenen Fettpolster wieder an ihrem ursprünglichen Platz positioniert oder teilweise entfernt. Am Ende wird der Hautmantel, der nach der Neumodellierung des Gesichts nun zu groß geworden ist, verkleinert, und die Haut wird ohne große Spannung vernäht.

Nach drei Wochen wieder gesellschaftsfähig

Die Nacht verbringt die Patientin bzw. der Patient in der Klinik. Hier werden der Blutdruck überwacht und die Wunden mehrmals kontrolliert, um zum Beispiel eine Nachblutung sofort zu erkennen und behandeln zu können. Schmerzen sind erstaunlich gering nach dieser Operation. Schon am nächsten Tag wird der weiche Kopfverband entfernt. Zehn Tage nach der OP werden die Fäden gezogen; die Schwellungen und blauen Flecken bilden sich nach ungefähr zwei Wochen zurück. Eine weitere Woche später ist man dann in der Regel wieder gesellschaftsfähig. Auf Sport sollte jedoch noch mindestens ein Monat verzichtet werden, auf einen Saunabesuch und ein Sonnenbad möglichst sechs Wochen.

Erfreulicherweise geht der Trend in allen Bereichen der Ästhetischen Chirurgie hin zur Natürlichkeit.

So ist ein maskenhaftes Aussehen nach einem Facelift inzwischen out. „Das Gesicht sollte nicht operiert oder verändert wirken, sondern einfach nur verjüngt und erholt – und ästhetisch optimal konturiert“, so der Standpunkt von Dr. Kim. Übrigens ist ein Facelift nicht nur anhaltender, sondern letztlich auch preiswerter als zum Beispiel regelmäßige jährliche Unterspritzungen.

Ästhetische Nasen-OPs

Sie sitzt mitten im Gesicht und bekommt daher auch entsprechend viel Aufmerksamkeit: unsere Nase.

Doch nicht jeder ist mit der seinen zufrieden. Dem einen ist sie zu klein, dem anderen zu groß oder zu lang, der dritte ist unglücklich über seinen Höcker. Die Möglichkeiten einer ästhetischen Nasenkorrektur sind genauso vielfältig wie die unterschiedlichen Nasenformen. Dabei spielt eine Rolle, ob es um Korrekturen der Symmetrie, Breite oder des Profils (Höcker- oder Sattelnase) geht, um Korrekturen der Nasenspitzenprojektion, d. h. ob sie zu weit vom Gesicht weg oder zu nah positioniert ist, der Nasenspitzenrotation (zu weit nach unten oder oben) oder der Nasenlänge. Derzeit stehen die Profilplastik (z. B. Höckerabtragung) und die Korrektur der Nasenspitze ganz oben auf der Liste der Patientenwünsche.

„Die Nasenkorrektur ist die schwierigste ästhetische Operation“, betont Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Andreas P. Riederer, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. „Denn die Nase hat mehrere lebenswichtige Funktionen. Sie dient nicht nur als Riechorgan, sondern ist quasi auch unsere Klimaanlage: Sie erwärmt, reinigt und befeuchtet die Atemluft des Rachens, des Kehlkopfes und der tiefen Atemwege (Bronchien und Lunge). Diese Funktionen müssen alle nach der OP erhalten bleiben bzw. verbessert werden."

OP-Techniken

Zum einen gibt es die „offene Rhinoplastik“. Dabei werden die Schnitte außen in der Mitte des Nasenstegs und unterhalb der Flügelknorpel gesetzt; die Nase wird regelrecht skalpiert, indem die Haut mit dem Unterhautgewebe vom Knorpel und Knochen abgehoben wird. So erhält der Operateur zwar eine bessere Übersicht und leichteren Zugang zu den Veränderungen, jedoch bedeutet es ein erhöhtes OP-Trauma. Diese Technik wird in Deutschland zurzeit am häufigsten durchgeführt, wobei der Trend allmählich wieder zurück zur „geschlossenen Rhinoplastik“ geht. Laut Prof. Riederer ist dies der obere Standard und die elegantere, aber schwierigere Technik. Sie ist weniger traumatisierend – also das, was sich eigentlich jeder wünscht. Die Schnitte werden hier alle innen im Naseneingang, am Nasensteg und an den Flügelknorpeln durchgeführt.

„Welche OP-Technik angewendet wird, hängt in erster Linie davon ab, welche Methode der Operateur präferiert“, erklärt der Münchner HNO-Experte, der selbst das geschlossene OP-Verfahren anwendet. „Bei starken Verformungen wie bei der Lippen-Kiefer-Gaumenspalte greifen jedoch selbst die Verfechter der geschlossenen Rhinoplastik auf die „offene“ zurück. Aktuell besteht die eindeutige Tendenz zur „erhaltenen Nasenchirurgie“, erläutert Prof. Riederer, einer der anerkanntesten Nasen-Spezialisten. Ziel ist es, die Stützstrukturen der Nase so weit als möglich zu erhalten. Sollten sie verändert werden müssen, dann geschieht dies eher indirekt, indem zum Beispiel außen seitlich die Knochen reduziert und innen die Nasenscheidewand gekürzt werden, damit der prominente knöcherne Höcker verschwindet. Bei der „strukturellen Nasenchirurgie“ hingegen, die eng mit der „offenen Rhinoplastik“ verknüpft ist, werden die vorbestehenden schwachen, verformten bzw. verlagerten Knorpelstrukturen mittels Knorpeltransplantaten aus der Nasenscheidewand oder der Ohrmuschel stabilisiert.

Nasenendoskopie zur OP-Vorbereitung

Zur OP-Vorbereitung gehört eine exakte Untersuchung der äußeren – aber auch inneren Nase. Besprochen wird, welche OP-Technik im vorliegenden Fall am sinnvollsten ist und mit welchen Risiken zu rechnen ist. Auch über eventuell zusätzlich erforderliche Eingriffe sollte im Vorfeld aufgeklärt werden. Unerlässlich ist es laut Aussage des Experten, die Funktionen der Nase, insbesondere die Nasenatmung, zu überprüfen. Deshalb müssen eine Nasendurchgängigkeitsmessung und eine Endoskopie zur Beurteilung der Nasenscheidewand, die als zentraler Stützpfeiler eine entscheidende Rolle bei der Form der äußeren Nase spielt, stattfinden. „In einigen Fällen ist sogar ein CT zur Abklärung von Veränderungen der Nasenmuscheln und der Nasennebenhöhlen notwendig“, so Prof. Riederer. Kleine Eingriffe – wie zum Beispiel an den Nasenflügeln oder kleinere Nachkorrekturen – können gut ambulant in Sedierung durchgeführt werden. Bei komplexen Nasenkorrekturen, die oft bis zu drei Stunden dauern können, sind eine Vollnarkose und eine stationäre Nachbetreuung von bis zu drei Tagen angezeigt.

Risiken: Während der OP können Blutungen und Schwellungen auftreten, die das postoperative Ergebnis verschlechtern. Es kann dadurch nach Abschwellen oder Bluterguss-Resorption zu Verlagerungen von Knochen und Knorpel kommen; postoperative Entzündungen können zu Auflösungen von Transplantaten führen. In bis zu 20 Prozent der Fälle sind Nachoperationen notwendig. Diese sollten wegen der langwierigen Wundheilung frühestens nach einem Jahr erfolgen. Die Nase wird innen für drei Tage und außen für zwei Wochen geschient. Aber auch danach sollte man noch vorsichtig sein, vor allem die Sonne meiden, da die Haut auf der Nase sehr dünn ist und ein Sonnenbrand die Wundheilung negativ beeinflusst.

Fettabsaugung (Liposuktion)

Unter den Top-Ten der Beauty-OPs ist auch die Fettabsaugung zu finden, in der Fachsprache Liposuktion.

Ideale Körperpartien dafür sind bei Frauen die sogenannten Reiterhosen, die bis zum Hüftansatz gehen, genauso wie der „Rettungsring“, der sich gerne mal über Hose oder Rock mogelt. „Wir nennen es die ,Love-Handles“, erklärt Dr. Matthias Biemer, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie. „Am beliebtesten sind aktuell allerdings die Beine. Sehr gute Ergebnisse erzielen wir zum Beispiel bei der Innenseite der Knie und Oberschenkel“, so der erfahrene Chirurg. In diesem Bereich dürfe jedoch auch nicht zu viel abgesaugt werden, da die Haut dort sehr weich sei. Wird zu viel Fett abgesaugt, können hängende Hautlappen und Dellen die Folge sein. Dies gilt auch für den Ober- oder Unterbauch.

Optimale Ergebnisse in zwei bis drei Schritten

„Meine Erfahrung hat gezeigt, dass es oftmals effektiver ist, eine Fettreduktion in zwei bis drei Schritten vorzunehmen, denn so kann sich die Haut schneller wieder zusammenziehen und man erzielt optimale Ergebnisse“, berichtet Dr. Biemer, dessen Praxis „Health & Aesthetics Starnberger See“ sich in Berg befindet. Als mögliche Risiken nennt er Hämatome, Thrombose- (besonders bei Raucherinnen und Diabetikerinnen) oder Infektionsgefahr. Auch Asymmetrien und Dellenbildung sind möglich.

Neben den rein ästhetischen Indikationen gibt es auch medizinische, zum Beispiel ein Lipödem – eine Fettverteilungsstörung, die sich besonders an den Beinen ausprägt: Anschwellen der Beine bei längerem Stehen, Schmerzen beim Sport, erhöhte Neigung zu blauen Flecken. Eine Liposuktion kann das Fortschreiten der Erkrankung stoppen. Allerdings übernehmen die Krankenkassen die Kosten erst im Stadium III.

Bei Männern sind die favorisierten Regionen für das Fettabsaugen der klassische Bauchansatz, Ober- und Unterbauch. Beine werden nach Aussage des Mediziners äußerst selten nachgefragt. Häufiger dagegen besteht das Problem der Gynäkomastie, der Männerbrust. „Wenn es sich um eine reine Fettgewebsvermehrung handelt, dann lässt sich das wunderbar absaugen.“

Tumeszenz-Technik

Manche Patienten befürchten, dass sich das abgesaugte Fett bei Gewichtszunahme wieder neu bildet, doch hier kann der Experte beruhigen: „An den Stellen, wo Fett abgesaugt wurde, ist es für immer weg. Aber es werden ja nicht einzelne Fettzellen abgesaugt, sondern es wird die subkutane Fettschicht reduziert, und so kann es bei extremer erneuter Gesichtszunahme auch an den gesaugten Stellen wieder zur Vermehrung kommen.“Dr. Biemer wendet die Tumeszenz-Technik an, bei der das Unterhautfettgewebe mit einer Art Kochsalzlösung aufgefüllt und dann, salopp gesagt, durchlöchert wird wie ein Schweizer Käse, indem durch winzige Einschnitte in die Haut das Fett über Kanülen abgesaugt wird.

Eine Liposuktion kann je nach Dauer in einer Lokalanästhesie erfolgen, wobei eine kurze Vollnarkose für den Patienten grundsätzlich angenehmer ist. Bis zum nächsten Tag bekommt der Patient einen festen Wickelverband, dann wird die Kompressionskleidung angelegt. Diese muss für sechs Wochen Tag und Nacht getragen werden, um das Gewebe zu festigen. Die Schmerzen sind in der Regel gering, es treten eher Kreislaufbeschwerden auf. Die Abheilungsphase liegt zwischen vier bis sechs Wochen. Das endgültige Ergebnis ist nach drei bis sechs Monaten sichtbar. Frühestens dann werden auch eventuelle Korrekturen vorgenommen. Der Arbeitsausfall liegt bei ein bis maximal zwei Wochen.