Gesund durch Wunderpillen?

Sie machen uns faltenfrei, lassen uns jung aussehen, straffen die Muskeln und erlösen uns von Gelenkbeschwerden.

Tatsächlich ist der Gedanke von der passenden Pille sehr schön – …

… und entsprechend groß ist das Angebot an Nahrungsergänzungsmitteln. Doch bewirken die Pillen, Pulver und Kapseln eigentlich etwas? Ersetzen sie eine ungesunde Ernährung? Brauchen wir sie wirklich?

Zugegeben, die Versprechen sind vollmundig.

Und reizvoll.

Sie verschaffen uns „maximale Muskelzunahme“, „Schönheit von innen“ oder auch „Befreiung von Gelenkbeschwerden“. Je nach Zusammensetzung sollen sie auch Krankheiten wie Krebs oder Rheuma heilen und uns helfen, lästige Pfunde loszuwerden. Schön, wenn Wunder möglich sind. Wenn wir anstrengungsfrei, ohne Einschränkungen, gesünder, fitter, und ja, auch schöner werden können. Allein durch die Kraft einer kleinen Pille, eines Wunderwassers oder eines farbigen Pulvers. Durch eine unbekannte Dosierung von Vitaminen, Mineralstoffen oder exotischen Pflanzen. Doch ist es wirklich so einfach?

Es hat den Anschein.

In Deutschland gibt es Nahrungsergänzungsmittel für fast jeden Wunsch, für fast jedes Problem und als heilende Unterstützung bei verschiedenen Beschwerden. Schlicht: für wirklich jede Zielgruppe. Doch können die meist teuren Präparate wirklich etwas bewirken? Oder sind die vollmundigen Versprechen nur leere Worte?

Sicher ist:

Nahrungsergänzungsmittel sind nicht unumstritten.

Weder ist bisher ihre positive Wirkung nachgewiesen, noch gibt es Untersuchungen, die die sichere Zusammensetzung der verschiedenen Inhaltsstoffe bestätigen. Auch eine gesetzliche Regulierung für den Markt der Nahrungsergänzungsmittel gibt es bisher nicht. Für die Sicherheit ihrer Produkte sind allein die Hersteller der Präparate verantwortlich. Diese müssen lediglich vor dem Verkauf die Mittel beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz anmelden. Die Kontrolle vor Ort und die Laboruntersuchung der einzelnen Mittelchen und ihrer Inhaltsstoffe obliegt den Ländern und Kommunen. Stichprobenartig und risikoorientiert. Zulassungspflicht wie bei Arzneimitteln? Weit gefehlt.

Schwer angesagt und wirkungsfrei?

Das Geschäft mit Nahrungsergänzungsmitteln boomt.

Nach einer aktuellen Forsa-Umfrage greift jeder dritte Deutsche zu den Pillen und Kapseln. Mehr als eine Milliarde Euro geben Verbraucher in Deutschland für Nahrungsergänzungsmittel aus. Für Produkte, von denen die Verbraucherzentralen und Krankenkassen sagen, sie seien meist nutzlos und überflüssig. Verbraucher greifen gerne zu, erhalten aber kaum verlässliche Informationen über die Produkte und unterschätzen auch mögliche Risiken. Denn dass Nahrungsergänzungsmittel viel versprechen und dabei nutzlos sein können, ist nur die eine Seite. Sind die Wirkstoffe überdosiert oder verursachen die Präparate Wechselwirkungen mit Arzneimitteln, dann kann der vermeintliche Extra-Gesundheitskick richtig gefährlich werden. Zugefügte Antioxidantien etwa können die Wirkung von Chemo- oder Strahlentherapien abschwächen und Tumorwachstum beschleunigen. 

Deshalb:

Nahrungsergänzungsmittel sehen zwar aus wie Arzneimittel, gelten aber als „normale“ Lebensmittel – und sind in der Regel für gesunde Menschen medizinisch unnötig und überflüssig. Eine heilende Wirkung darf man ihnen absprechen. Denn wer sich ausgewogen ernährt, bekommt alle Nährstoffe, Vitamine oder Mineralstoffe, die der Organismus für eine störungsfreie Funktion benötigt.

Gesunde Menschen haben, was sie brauchen.

Bis auf ein paar Ausnahmen.

In einigen Fällen sind Nahrungsergänzungsmittel tatsächlich sinnvoll und unterstützen Gesundheit und Leis-tungsfähigkeit. Denn es gibt die Bevölkerungsgruppen, die den Bedarf ihres Körpers an „essenziellen Stoffen“, also den Substanzen, die der Körper dringend benötigt, aber nicht selbst herstellen kann, über die Nahrung nicht stillen können. Und deshalb ihre Ernährung mit den Präparaten ergänzen. Frauen etwa, die zur Vorbereitung einer Schwangerschaft Folsäure einnehmen. Oder Hochbetagte, die Vitamin D in Pillenform einnehmen, da sie durch fehlende Mobilität oft schlicht nicht in der Lage sind, ausgiebig Sonnenlicht zu tanken. Auch chronisch Kranke, die zum Beispiel von Morbus Crohn oder Entzündungen betroffen sind, erleiden zusätzlich einen Nährstoffmangel, der mit einzelnen Nahrungsergänzungsmitteln ausgeglichen werden kann. In Ausnahmesituationen und für bestimmte Risikogruppen kann die Ergänzung mit Vitaminen und Mineralstoffen nützlich sein. Dennoch sollten Nahrungsergänzungsmittel nie auf Verdacht eingenommen werden, eine Ergänzung ist nur sinnvoll, wenn tatsächlich ein Mangel vorliegt. Ein Bluttest beim Arzt schafft Klarheit.

Zu diesen sinnvollen und gleichzeitig beliebtesten Nahrungsergänzungsmitteln zählt übrigens das „Sonnen“-Vitamin D.

Üblicherweise kann unser Körper den größten Teil, das sind immerhin 80 bis 90 Prozent, mit Hilfe des Sonnenlichts herstellen. Daher kommt auch der Name. Auch über die Nahrung, insbesondere durch fetten Fisch, Eigelb und Leber, können wir geringe Mengen aufnehmen. Vitamin D trägt zum Zahnerhalt bei und hält die Knochen stabil; für die Vorbeugung und Behandlung von Osteoporose ist es also sehr gut geeignet. In wissenschaftlichen Studien konnte sogar nachgewiesen werden, dass eine gute Versorgung mit Vitamin D ältere Menschen vor Stürzen und Knochenbrüchen schützen kann.

Von einem Vitamin-D-Mangel betroffen sein …

… können also Hochbetagte und Menschen ab 70 Jahren, Menschen in Pflegeheimen: Im Alter kann der Körper einfach weniger Vitamin D selbst herstellen. Aber auch die Menschen, die wenig nach draußen an die frische Luft gehen und aktiv Sonnenlicht tanken, gehören zur Risikogruppe für einen Vitamin-D-Mangel. Prophylaktisch bekommen auch Säuglinge in Deutsch- land eine Extraportion Vitamin D, das die Babys etwa vor Rachitis schützt da die Muttermilch nur wenig davon enthält.

ABER:

Ein zu hoher Vitamin-D-Spiegel kann zu Nierenverkalkung und Nierensteinen führen. Vor dem Griff ins Regal bitte unbedingt mit einem Arzt sprechen!

Ebenfalls gesund für die Knochen und Zähne ist Kalzium.

Aber auch für die Funktion von Muskeln und Nerven …

… und für die Blutgerinnung ist ein ausreichender Kalzium-Spiegel notwendig. Zwar gehört Kalzium zu den beliebtesten Nahrungsergänzungsmitteln, steckt aber auch in vielen Lebensmitteln, insbesondere in Milchprodukten. Verbraucher, für die eine zusätzliche Kalziumversorgung allerdings sinnvoll sein kann, sind Menschen, die keine Milchprodukte zu sich nehmen wie Veganer oder Menschen mit Laktoseintoleranz. Aber auch Frauen jenseits der Wechseljahre, ab 65 Jahren, haben manchmal einen Mangel an Kalzium. Ein Kalziummangel kann üblicherweise gut über die normale Ernährung ausgeglichen werden. Außer in Milch und Milchprodukten enthalten grünes Gemüse wie Brokkoli oder auch Nüsse viel Kalzium.

Zu den meistverkauften Ergänzungsmitteln zählt auch Magnesium.

Der Mineralstoff ist an der Muskel- und Nervenfunktion sowie am Energiestoffwechsel beteiligt. Deutliches Mangelsymptom: Muskelkrämpfe oder Ermüdungszustände. Magnesium wird des- halb gerne unterstützend von Mitgliedern der Leistungsgesellschaft und sportlich aktiven Menschen genutzt. Zu einem Mangel kann es aber auch im Alter kommen sowie immer dann, wenn der Körper viel Flüssigkeit verliert, bei einer Magen-Darmerkrankung zum Beispiel. Dann kann eine Ergänzung durchaus sinnvoll sein.

Zur Regulierung des Blutdrucks …

… und zur Verbesserung von Gehirnkraft, Sehkraft und Herz-Kreislauf-Funktionen können auch Omega-3-Fettsäuren beitragen. Dass die wertvollen Säuren dagegen auch Herzinfarkten und Schlaganfällen vorbeugen, vor Krebs und Demenz schützen und bei Kindern die Konzentration verbessern, ist allerdings nicht nachgewiesen. Omega-3-Fettsäuren gibt es in fettem Fisch wie Lachs, Makrele oder Hering, in grünem Blattgemüse oder Walnüssen und zum Beispiel in Raps- oder Leinöl.

Fazit:

Eine gesunde, ausgewogene Ernährung versorgt den Körper in den meisten Fällen mit allem, was er braucht. Gerät diese Balance aus dem Gleichgewicht, durch altersbedingte Veränderungen oder Krankheiten, beeinflusst dies auch die Versorgung mit Nährstoffen. Dann kann, nach ärztlicher Absprache versteht sich, eine Nahrungsergänzung durchaus sinnvoll sein.

Gesund und fit durch Herbst und Winter

Mit dem Übergang vom Herbst in den Winter …

… muss unser Immunsystem Großes leisten. Husten, Schnupfen und Heiserkeit stehen schon in den Startlöchern, die erste Erkältung droht. Dabei wäre es so schön, ohne Erkältung durchs Jahr zu kommen. Eine ausgewogene Ernährung mit Gemüse und vielen Vitaminen kann im Kampf gegen Erkältung helfen. „Grünes“ Gemüse wie Bohnen, Spinat oder Kohl sind reich an Vitaminen und stärken das Immunsystem Spurenelemente wie Zink und Selen schützen vor krankmachenden Keimen, sie finden sich in Fisch, Rindfleisch, Kokosmilch oder Eiern, in Linsen oder auch Sonnenblumenkernen. Gewürze wie Chilli, Pfeffer, Kardamom, Paprika oder Kurkuma wirken antibakteriell und halten unsere Schleimhäute feucht, sodass eindringende Viren und Bakterien keine Chance haben.

Zu den Verkaufsstars der Nahrungsergänzungsmittel im Winter …

… gehören Zink-Präparate. Zink ist nicht nur wichtig für Haut und Haare, sondern spielt eine große Rolle für unser Immunsystem. Als „Erkältungsstopper“ kann das Spurenelement tatsächlich Erkältungen verkürzen. Bei Zinkmangel durch vegane oder vegetarische Ernährung kann eine zeitweilige Ergänzung durch spezielle Zinkpräparate sinnvoll sein – in Maßen jedoch nur. Die empfohlene Tagesdosis liegt für Frauen bei 7 Milligramm und für Männer bei 10 Milligramm. Eine höhere Dosierung ist gefährlich. Booster für unser Immunsystem sind natürlich auch Vitamin C und Vitamin D, die ebenfalls über eine gesunde und ausgewogene Ernährung aufgenommen werden können.