Lieblingstouren in Spätsommer

Zugegeben, was das Wetter anbelangt, war der Sommer in diesem Jahr bisher durchwachsen. Umso mehr freuen wir uns auf einen sonnigen September und goldenen Oktober. Auf angenehm warme Tage, kühle Morgenluft und sternenklare Nächte und natürlich die wunderschönen Landschaften in und um München. Zeit für Gemütlichkeit? Noch lange nicht – vielmehr freuen wir uns auf einen aktiven Outdoor-Spätsommer, mit traumhaften Spaziergängen und den schönsten Radtouren durch den Münchner Süden.

Für die kommenden hoffentlich sonnenverwöhnten Tage haben wir ein Paket an Touren und Routen zusammengestellt, an denen wir uns im Spätsommer und Herbst noch richtig erfreuen können. Nicht zu lang und nicht zu weit, sondern gut unterzubringen, auch an den kürzer werdenden Tagen. Wir wollen die Natur genießen, Farben sammeln und würzige warme Luft atmen. Warum nicht gleich noch den Picknick-Korb dazu packen? Eine wärmende Decke auf den Gepäckträger oder unter den Arm und los geht’s! Die Startpunkte unserer ausgewählten Herbstspaziergänge und Radtouren im südlichen Münchner Umland sind dabei übrigens bequem zu Fuß, mit dem Rad oder dem MVV zu erreichen.

Von Forst Kasten an der Würm entlang

Damit es nicht immer nur Isar, Flaucher oder der Tegernsee sind, geht es für unseren ersten Spaziergang ins traumhafte, teils verwunschen-schöne Würmtal im Südwesten von München. Genauer gesagt in den Wald: Los geht es im Forst Kasten, von dort spazieren wir an der Würm entlang, über Gauting und Buchendorf geht es dann wieder zurück zum Tourenanfang. Und das Tolle: Jede Menge Natur und Geschichte wechseln sich mit einer Fülle einzigartiger Fotomotive ab. Im ehemaligen Forsthaus Kasten wurden schon seit 1899 Brotzeiten an Wanderer verkauft. Seit einigen Jahren ist das Wirtshaus geschlossen, im Sommer verbringen zahllose Gäste aus München und dem Umland entspannte Stunden im schattigen Biergarten mit schönen Kinderspielplätzen, Mini-Golfplatz oder Labyrinth. Besonders Familien haben das weitläufige Gelände mit Abenteuerspielplatz, Tiergehege und Kräutergarten liebgewonnen. Doch vor der Einkehr wird erst einmal losspaziert. Gleich an der ersten Weggabelung folgen wir links der geschotterten Forststraße. 840 ha groß ist das Waldgebiet um Forst Kasten herum, ein schöner Mischwald, den wir etwa für einen Kilometer weitergehen, bis wir zum Grubmühler Feld zwar nach rechts abbiegen, tatsächlich aber einen weiten Linksbogen gehen. Vorbei an Herbies Ranch mit dem Esel Charlie und dem grünen Bauwagen kommen wir an die Bundesstraße zwischen Stockdorf und Gauting. Schnell rüber und rein in die beschaulichen Würmauen.

Die Geschichte des Würmtals mit der Grubmühle geht zurück ins Jahr 1399, da wird die Grubmühle das erste Mal erwähnt. Der Ortsname steht für eine Mühle, die an einem Feld liegt, das „Grube“ hieß. Mitte des 19. Jahrhunderts gehörten zum Anwesen der Grubmühle ein Wohnhaus mit Mühlgebäuden, Mühle, Pferde- und Viehställe, ein Branntweinbrennhaus und eine Wagenremise. Heute ist das alte Wehr einer der letzten Zeugen der historischen Ansiedlung. Wir gehen über die kleine Würmbrücke, biegen nach links ab und folgen dem Lauf der Würm flussaufwärts. Zahlreiche Baumriesen, Eschen und Holunder, Hasel und Feldahorn säumen das Ufer. Die Würm ist an einigen Stellen nur knöcheltief, an anderen kann man sich im Sommer wunderbar mehrere hundert Meter weit im kühlen Wasser treiben lassen. Die zahlreichen Windungen des Fußwegs und der Würm laden zum Träumen ein, zum Staunen und definitiv zum Entspannen.  

Nächste Station: Schloss Fußberg am nördlichen Ortsrand von Gauting. Alljährlich findet in der dazugehörigen Remise – wenn es die Infektionsschutzmaßnahmen zulassen – das kleine Sommerfestival statt. Dann werden in der wunderschönen Parklandschaft Klavier-, Kammer- oder Jazzkonzerte der Extraklasse gespielt. Vorbei am Gautinger Mühlrad geht es erst über den Lederer-Steg, den August-Hörmann-Platz zum Buchendorfer Berg. In Richtung Buchendorf passieren wir die Keltenschanze und schauen an der PreysingSäule vorbei, bis wir über einen Waldweg wieder nach Forst Kasten zurückkehren und uns im Biergarten – endlich – mit einem Getränk erfrischen.

Von Gauting durchs Mühltal

Auch unser zweiter Ausflugstipp führt ins Mühltal. Den Namen „Mühltal“ erhielt der Abschnitt des Würmtals, zwischen Starnberg und Gauting gelegen, wegen der zahlreichen Mühlen, die dort entlang der Würm errichtet wurden und bis heute teilweise noch erhalten sind. Die Routen sind ideal für Wander- und Fahrradtouren: Zu sehen gibt es neben dem Schusterhäusle aus dem Jahre 1826, ein altes Gebetshaus aus dem frühen 18. Jahrhundert sowie einige entlang der Strecken versteckte Mühlen.

Kein Wunder also, dass das Naherholungsgebiet an der Würm wie ein starker Magnet für Liebhabende des Draußenseins wirkt – Spaß hat man hier vor allem zu Fuß oder mit dem Rad. Der markante Turm der Reismühle ist Startpunkt unserer zweiten Tour. Wir spazieren auf einer geteerten Forststraße fast parallel zur Staatsstraße, jedoch inmitten einer Ruhe-Oase. Auf Höhe des Reit- und Fahrvereins „duftet“ es nach Pferden, manchmal ist ein Blick auf die Koppeln und Reitplätze möglich. Kurz vor den Koppeln und Gebäuden lohnt sich auch ein Abstecher nach links zum Schlossberg. Wer auf den Wällen der ehemaligen Burg am Schlossberg spazieren will, ist hier richtig. Vermutlich wurde die Kleinburg zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert als Sitz für Vasallen und Dienstleute der nur einige hundert Meter nördlich gelegenen Karlsburg errichtet. Vom Schlossberg führt der Wanderweg weiter die Hangböschung oberhalb der Würm entlang und stößt schließlich wieder auf einen gut befestigten Forstweg.

Doch wir bleiben auf dem geteerten Weg – trotz 500 Meter längerer Strecke – und kommen nach mehreren hundert Metern zur beliebten Raststelle, wo wir auch wieder auf die Würm stoßen, und biegen analog zum Flußlauf nach links ab. Viele der Radfahrer sind hier sehr flott unterwegs, obwohl das Wurzelwerk auf dem Boden manchmal herausfordert – für Kinderwagen ist der Weg deshalb nicht ganz unkompliziert. Doch auch wenn manche Stelle umfahren oder umtragen werden muss – die Mühe lohnt sich, denn die ursprüngliche Natur und Wildheit an der Würm macht alle Anstrengungen wieder wett. Nach einigen weiteren hundert Metern steht die nächste Entscheidung an: Weiter in den Biergarten der Schlossgaststätte Leutstetten oder zur mystischen Drei-Bethen-Quelle im Mühltal? Für Esoteriker ist die Bethen-Quelle im Mühltal ein besonderer Ort: Sie zapfen hier Wasser und glauben an die Kraft seiner heilenden Wirkung. Wir lassen lieber die Finger davon, immerhin soll die Quelle nicht nur mystisch, sondern auch voller krankheitsverursachender Keime sein. Stattdessen machen wir lieber eine ausgiebige Rast im Forsthaus Mühltal, und lassen uns, gemütlich in den Liegestühlen am Würmstrand liegend, die warmen Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen. Ein herrlicher Tag!

Pähler Schlucht

Wir haben es schon leicht, wenn wir einmal dem Trubel der Stadt entfliehen wollen. Rund um München gibt es Berge, Seen und Wälder, um die herum man wunderbar spazieren und flanieren kann. Sonne und warme Temperaturen müssen nicht immer sein, manchmal reicht schon eine heiße Thermoskanne im Rucksack und viel unberührte Natur für einen außerordentlichen Nachmittag draußen.

Ein märchenhafter Eschenwald im Landkreis Weilheim-Schongau, ein Schloss, das eigentlich kein richtiges Schloss ist und ein Wasserfall, der 15 Meter tief hinabfällt: Jedes Highlight alleine reicht schon für eine Wanderung in der Pähler Schlucht aus, ohne dass man überhaupt schon im Wald ist. Startpunkt ist die Hirschbergalm in Pähl, je tiefer man in die Schlucht vordringt, umso abenteuerlicher wird der Weg: Kletterpassagen links und rechts begeistern nicht nur Kinder, auch Erwachsene müssen an manchen Stellen aufpassen, keine nassen Schuhe zu bekommen.

An Regentagen sollte man von einem Besuch in der Schlucht absehen, die Trampelpfade sind stellenweise steil und rutschig. Passendes Schuhwerk ist ebenfalls notwendig, feste Wanderschuhe oder wenigstens Turnschuhe mit grobem Profil sind ein Muss. Auf dem Hang gegenüber thront das vermeintliche Pähler Schloss. Doch da es nie ein Adelssitz war, verdient es den Titel Schloss nicht: Ein Industrieller aus Leipzig hatte sich das Gebäude 1885 errichten lassen.

Den Wasserfall verpassen, das passiert eigentlich nicht – auch wenn die Natur wirklich alles daransetzt, die Besucher der Schlucht in ihren Bann zu ziehen – mit großem Erfolg. An den Hängen wachsen Türkenbund, Immergrün und Aronstab, seltene Moosarten sind auch darunter. Die Pähler Schlucht ist immer einen Besuch wert und daher eine unserer Herzensempfehlungen – auch wenn sie aus Sicherheitsgründen derzeit leider gesperrt ist. Wann sie wieder geöffnet wird, ist noch unklar, aber wir sind auf jeden Fall für einen Ausflug dorthin bereit!

Von der Reichenbachbrücke zum Kloster Schäftlarn

Eine andere unserer Lieblingstouren im Süden führt mit dem Rad von der Reichenbachbrücke bis Kloster Schäftlarn, eigentlich nur der Nase nach. Das Schöne: Immer mal wieder können wir hier die Füße in kaltes Isar-Wasser stecken und eine Runde Wassertreten. Wer den Reiz in schwierigen Routen sucht, kommt hier nicht ganz auf seine Kosten –  diese Tour ist wirklich einfach und macht deshalb um so mehr Spaß, zum Beispiel für einen beschwingten Nachmittag mit den besten Freundinnen oder als gemütliche Familientour. An der Reichenbachbrücke starten wir direkt ins Abenteuer, Kleinigkeiten für unterwegs besorgen wir am Kiosk an der Brücke, dann geht’s an der Isar entlang, vorbei an Flaucher, Tierpark und Großhesseloher Brücke. Wer dann noch einmal eine kleine Rast braucht, vielleicht einen Getränkenachschub, kann sich schnell beim Wirt an der Grünwalder Brücke erfrischen, bevor es schon flussaufwärts weitergeht. Und hier können wir uns entscheiden: Beenden wir beim Bruckenfischer auf der Höhe von Schäftlarn unsere Tour und holen uns Getränke und Obazda aus dem Biergarten zum Genießen am Isarufer? Oder radeln wir noch ein bisschen weiter für eine Stärkung im Kloster Schäftlarn. Zurück fahren wir entweder am gleichen Isarufer oder wechseln die Seite. Wenn wir zu müde sind oder der Tag doch wie im Flug vergangen ist, können wir auch die S-Bahn nutzen – am steilen Berg zum Bahnhof kommen wir leider nicht vorbei.

Extra-Tipp für sportliche Radler: Wer ein bisschen mehr Action sucht, cruist anstelle der breiten Radwege einfach auf den Isar-Trails vom Tierpark bis nach Schäftlarn. Die Trails sind schmal und technisch anspruchsvoll und deshalb wirklich nur für erfahrene Mountainbiker geeignet. Dann geht es über Stock und Stein – mit viel Speed.

Von Herrsching zum Kloster Andechs spazieren

Die Aufzählung der Lieblingstouren im Münchner Süden wäre nicht komplett, würde man auf Andechs verzichten. Andechs und die Wanderung auf den heiligen Berg mit dem berühmten Benediktiner-Kloster und dem noch berühmteren Bier gehören einfach dazu. Die „einfache“ Route beginnt in Herrsching am Bahnhof, nur eine leichte Steigung macht der Weg durch den Wald entlang des Kienbachs. Wer verschnaufen und die Schönheit des Ammersees genießen will, macht einfach an einer der zahlreichen Bänke Halt und lässt den Blick (und die Gedanken) über den See schweifen. Für die Tour nach Andechs und zurück planen wir etwa dreieinhalb Stunden ein.

Etwas ambitionierter und länger …

… (anstelle der acht laufen wir 12 Kilometer) wird der Spaziergang, wenn wir entlang der Seepromenade nach Andrechs flanieren. Nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ gibt es auch auf dieser Route Vieles zu entdecken und zu bestaunen. Fast abenteuerlich wird es beim ehemaligen Sägewerk „Am Mühlfeld“ – Spaziergänger mit guter Balance sind hier eindeutig im Vorteil. Gleichgewicht oder nasse Schuhe? Die Bachüberquerung am Mühlrad kann schon einmal „ins Wasser fallen“. Und auch im Mühlthalbach ist Steine springen angesagt. Über Wartaweil kommt man schließlich nach Ramsee – dem verschwundenen Ort. Ramsee wurde erstmalig 1223 erwähnt, 1800 zählte die Ortschaft noch fünf Höfe, nur ein knappes Jahrhundert später wurden die Betriebe verkauft und brannten dann aus ungeklärten Gründen ab. Wir sehen nur noch eine Infotafel, die über den Ort berichtet, und gehen weiter Richtung Andechs.

Um die Osterseen

Für unseren letzten Ausflugstipp müssen wir etwas weiter ins Umland fahren, genauer gesagt bis nach Iffeldorf. Hier starten wir vom Wanderparkplatz aus auf den Rundweg, der uns bequem entlang der Ufer spazieren führt. Die Osterseen sind eigentlich eine Seenplatte, bestehend aus 19 Einzelseen, und ein wahres Natur-Idyll mit vielen Aussichts- und Picknick-Plätzen. Wer das kalte Wasser nicht fürchtet, kann zur Erfrischung auch in den Fohnsee springen. Für die Umrundung der Seenplatte sollten wir etwa 2,5 Stunden einplanen. Auch wenn der Titel unseres Ausflugsziels es vielleicht vermuten lässt – die Familienwanderung, auch mit Kinderwagen, verläuft nicht immer am See, dafür aber auf festen Wegen. Und sie bietet einen unglaublichen Ausblick auf die Alpen.