Kunstvoller Süden

Nicht nur Museen und Galerien in München bieten anspruchsvollen Kunstgenuss. Im Alpenvorland gibt es ambitionierte Institutionen, die ausgewählte Ausstellungen für interessierte Besucher präsentieren und eine Entdeckungsreise wert sind.

Die Kunststadt München verfügt seit jeher über internationale Strahlkraft, …

… deren Museen und Szene jedes Jahr Abertausende Besucher aus aller Welt anzieht.

Pinakotheken, Kunsthallen, Galerien und Messen, wie die Stroke oder Highlights, überbieten sich mit sorgfältig kuratierten Veranstaltungen, um Kunstinteressierte anzuziehen und einen aktuellen Stand gerade der zeitgenössischen Kunst zu präsentieren. Doch auch in den angrenzenden Gemeinden im Süden sind ambitionierte Events zu erleben, wobei sich vor allem diverse Kunstvereine darin auszeichnen, vor Ort die kunstvollen Welten erlebbar zu machen. So zum Beispiel in der Stadt Rosenheim, wo der dortige Kunstverein eine wichtige Vermittlungsinstanz ist. Eine seiner wichtigen Aufgaben besteht in der Präsentation von aktuellen, experimentellen und innovativen Positionen von sowohl überregional als auch international anerkannten Kreativen.

Als weitere Aufgabe …

… übernimmt der Kunstverein die Pflege und Förderung der regionalen Kunst.

Hierbei werden zum einen junge, qualifizierte Künstler mit einer ersten Ausstellung und Katalogförderung unterstützt und zum anderen präsentiert er anerkannte und langjährige Mitglieder mit Werkschauen. Er bietet ein abwechslungsreiches Jahresprogramm mit fünf Einzel- bzw. thematischen Gruppenausstellungen, einer Mitgliederausstellung, der Ausstellung Kunst+Handwerk sowie der jurierten, überregional beachteten Jahresausstellung in der Städtischen Galerie Rosenheim. Zusätzliche Führungen, Künstlergespräche, Lesungen, Vorträge, Publikationen etc. ergänzen das Ausstellungs- und Vermittlungsprogramm.

Das aktuelle Programm in den wunderbaren Räumen eines alten Wasserkraftwerks findet man unter:

kunstverein-rosenheim.de

An Kletterkünstler auf der Kampenwand oder an die Kochkünste von Sternekoch Heinz Winkler …

…in seiner Residenz denken viele zunächst, wenn sie den Namen Aschau hören.

Wahre Kunstliebhaber indes verbinden mit dem 6.000-Seelen-Dorf im Chiemgau schon seit längerer Zeit den Verein „Kunst und Kultur zu Hohenaschau“ (einem Ortsteil von Aschau), der 2011 sein 20-jähriges Jubiläum feierte. Sehenswert sind schon allein dessen Ausstellungsräume in einer ehemaligen, vor 100 Jahren gebauten Luxus-Reitanlage in einem idyllischen Park zu Füßen von Schloss Hohenaschau, die 1999 bezogen wurden. Das Programm des Vereins in der Provinz ist freilich alles andere als provinziell und sucht seinesgleichen – nicht nur zwischen München und Salzburg, sondern weit darüber hinaus. Dass der Verein Kunst und Kultur zu Hohenaschau heute einen so exzellenten Ruf in der Kunstszene der Republik genießt, ist vor allem einem Mann zu verdanken – Rudolph Distler.

Der Maler aus Aschau steuert als Kurator seit der Gründung des Vereins 1991 …

… unbeirrt dessen künstlerische Ausrichtung.

„Wir entziehen uns – bei allem Respekt – dem Heer malender und bildhauernden Amateure“, lautet Distlers Prämisse. Ein klarer Kurs, der nicht immer auf Verständnis stößt, der jedoch die besondere Aschauer Art prägte. „Doch wir wollen nicht nur professionelle Künstler zeigen, die im Scheinwerferlicht des Kunstmarkts stehen, sondern auch Absolventen aus den Kunstakademien. Ihnen wollen wir ein Forum bieten, damit Wertschätzung entgegenbringen und – nicht zuletzt – Gelegenheit geben, ihre Werke zu verkaufen und dadurch ihr Leben zu organisieren“, so Distlers Anliegen. Natürlich durchstreifte der Kurator auch Münchener Gefilde. So entdeckte er in der Künstlerkolonie an der Domagkstraße Ransome Stanley und Bernhard Springer. In jüngster Zeit machte ein Leipzig-Zyklus in Hohenaschau von sich reden und Namen wie Yvette Kiessling, Jörg Ernert und Andreas Wachter. Selbst Arno Rink, der Begründer der „Leipziger Schule“, konnte Distlers Werben nicht widerstehen. Seine Ausstellung in Hohenaschau war offensichtlich so bemerkenswert, dass sogar das „ZDF-Heute-Journal“ darüber berichtete. Über 100 Ausstellungen von gegenständlicher, figurativer Malerei gab es hier seit 1991, dazu auch Lesungen, Konzerte und Kabarett.

Der Künstlerbund Garmisch-Partenkirchen e.V. …

… wurde 1965 als gemeinnütziger Verein von einer Gruppe bildender Künstler gegründet, …

… um einerseits das kulturelle Leben im „Oberland“ zu bereichern und vor allen Dingen den Künstlern eine Plattform für Ausstellungen zu bieten. In regelmäßigen sogenannten „Jahresausstellungen“, die meist in der Galerie des Marktes Garmisch-Partenkirchen stattfinden, haben die Mitglieder die Möglichkeit, neue Werke einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. In die Ausstellungsprojekte werden immer wieder auch Gastaussteller eingebunden, sodass der Kunstverein eine breite Palette an Positionen repräsentiert. Mittlerweile hat sich das Spektrum der Ausstellungsorte auf die Museen in Partenkirchen und Oberammergau erweitert und seit 2006 widmen sich die Ausstellungen zunehmend jeweils einer speziellen, meist aktuellen Thematik, zu der die Künstler ganz gezielt ihre Position beziehen. Darüber hinaus gibt es Führungen, Künstlergespräche, Lesungen und musikalische Darbietungen, die das kulturelle Angebot der Ausstellungen unterstützend bereichern. Die Zielsetzung des Vereins geht immer mehr dahin, durch professionelle, künstlerisch gesetzte Positionen das aktuelle Geschehen zu thematisieren und mit dem Publikum in Dialog zu treten.

Auch der Kunstverein Tölzer Land e.V. …

… ist das Dach für gemeinsame Interessen seit nunmehr 30 Jahren.

Mehrmals im Jahr treffen sich Künstler und Künstlerinnen sowie Kunstinteressierte, ob Mitglied oder Gast, zur Diskussion und Planung von Aktivitäten, Ausstellungen und Kunstprojekten. Eine Besonderheit: Auf dem Plateau des Blombergs bei Bad Tölz hat der Kunstverein 2008 einen „Kunstwanderweg“ mit anfänglich 17 Skulpturen, Plastiken und Land-Art eröffnet. 2009 und 2012 entstanden mit dem Landart- und Bildhauersymposium und dem Symposium „Green Art“ weitere Kunstwerke. 2015 und 2016 wurden weitere Kunstwerke aufgebaut. Aktuell sind 28 Kunstwerke von namhaften Künstlern aus Oberbayern zu sehen. Der Kunstwanderweg steht unter dem Motto „Sinneswandel“. Mit dieser außergewöhnlichen Ausstellung möchten die Künstlerinnen und Künstler Denkanstöße geben, uns sensibilisieren und zu ungewohnten Wahrnehmungsprozessen anregen. Seit seiner Eröffnung befindet sich der Kunstwanderweg in einem stetigen Wandel: Objekte kommen hinzu, vergehen oder werden an einem anderen Ort aufgestellt. Nur ein paar Beispiele für diese Art von Institutionen, deren Beitrag zum kulturellen Leben so wichtig ist.

Hier finden sich noch weitere Kunstvereine in ganz Bayern, die sich direkt vor der Haustür befinden und große Aufmerksamkeit für ihre Aktivitäten verdienen.

kunst-spektrum.de

Es gibt auch zahlreiche Museen in Bayern.

Einige davon sind berühmt wie das Buchheim Museum …

… am Starnberger See oder das Franz-Marc-Museum in Kochel. Es gibt aber noch unbekanntere Häuser, für die hier stellvertretend die MEWO Kunsthalle in Memmingen stehen soll. Seit 2005 bietet diese ein außergewöhnliches Programm mit Ausstellungen zur zeitgenössischen Kunst sowie zur Kulturgeschichte. In bis zu zehn Ausstellungen pro Jahr vermittelt das Haus einen äußerst vielfältigen Blick auf kulturelle Phänomene und künstlerische Fragestellungen, zeigt spektakuläre internationale Kunst und eröffnet über- raschende Einblicke in die lokale Kulturlandschaft. Neben einem breitgefächerten Angebot für pädagogische Einrichtungen bietet das MEWO Führungen, Workshops und Ateliernachmittage für Kinder aller Altersstufen, Erwachsene und Senioren an.

Seit 1. Mai 2019 verzichtet man auf die Erhebung eines Eintrittsgeldes …

… und bietet so vorbildhaft „Kultur für Alle!“.

ie Kunsthalle findet sich im ehemaligen königlich bayerischen Postamt, direkt neben dem Bahnhof, welches der Stadt von der Memminger Wohnungsbau e.G. (MEWO) kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Auf 850 m² Ausstellungsfläche sind die vielfältigen Räume auf drei Etagen um den überdachten Lichthof herum angeordnet, von der großzügigen und lichten Pakethalle im Erdgeschoss bis zum hervorragend ausgestatteten Grafikkabinett im Dachgeschoss. Wie auch bei den bereits vorgestellten Kunstvereinen wurde also auch hier ein ungewöhnlicher Ort einer neuen Nutzung zugeführt und signalisiert neben der künstlerischen Ambition auch eine Kontinuität im Interesse der Region.

Das Engagement unzähliger privat betriebener Galerien …

… soll hier auch nicht zu kurz kommen.

Wie das der Galerie Thoma in Starnberg, deren Inhaberin Doris Welker liebevoll kuratierte und qualitätsvolle Ausstellungen zusammenstellt. Oft sind es bekannte Künstler wie Oskar von Schab mit lokalen Motiven der im wahrsten Sinne malerischen voralpenländischen Landschaften, aber auch ganz besondere Bildserien internationaler Berühmtheiten wie Leo Putz und anderen. Häuser wie dieses gehören zum Kaleidoskop des Kulturbetriebes im Münchner Umland und sind Facetten des Wunsches, den auch die Kunstvereine und Museen erfüllen: Kunst und Kultur nicht nur konzentriert in den großen Institutionen der Landeshauptstadt zu erleben, sondern auch Unentdecktes und noch Unbekanntes lokaler klassischer und zeitgenössischer KünstlerInnen im nahen Umfeld genießen zu können. Für Münchner bedeutet dies, ruhig einmal den Blick über die Stadtgrenzen hinaus zu richten und sich von der Vielfalt an Engagement und Kompetenz zu einem anregenden Ausflug in den kunstvollen Süden inspirieren zu lassen.