Karneval in Venedig

Bereits der Klang dieser drei Worte lässt viele Herzen höherschlagen

Magische Masken, fantasievolle Kostüme …

… und die einzigartige historische Architektur Venedigs – nirgendwo sonst zeigt sich der Karneval von einer so geheimnisvollen, edlen Seite. Schon Giacomo Casanova ließ sich von dem bunten Treiben mitreißen und seine Verführungskünste spielen. Heute zählt der Karneval in der Lagunenstadt nach wie vor zu den Highlights der gehobenen Karnevalskultur.

Im Rausch der Masken

Wenn Venedig Karneval feiert, versprüht die Stadt einen unwiderstehlichen Charme. Der Karneval hier ist berühmt für seine raffinierten Masken, edlen Kostüme und eine einzigartig geheimnisvolle Atmosphäre, die an den Prunk und Reichtum der Maskenbälle der Renaissance erinnert. Der Großteil der Venezianer schneidert die ausgefallenen Kostüme selbst oder gibt sie innerhalb der Familie als Erbstücke weiter. Der Karneval in Venedig ist nach dem Karneval in Rio wohl der bekannteste dieser Art. Wenn die Venezianer in ihren aufwändigen Kostümen durch die engen Gassen und die historischen Palazzi streifen, fühlen sich Besucher geradewegs in längst vergangene Zeiten versetzt, denn hier zeigt sich das märchenhafte Venedig von seiner mystischen Seite.

Es war einmal …

Die Ursprünge des venezianischen Festes …

… reichen weit zurück in die Vergangenheit. Das erste Mal erwähnt wird er in einem Schriftstück des Dogen Vitale Fallier aus dem Jahr 1094. Damals begannen die Feierlichkeiten am 26. Dezember und endeten wie heute am Aschermittwoch. Im 18. Jahrhundert wurde man des Feierns gar nicht mehr müde: Der Karneval begann bereits im Oktober und wurde mit kurzer Unterbrechung während der Weihnachtszeit fortgeführt. Die Anonymität der Masken förderte aber auch die Gewalt. Zum Höhepunkt des venezianischen Karnevals in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde es den Venezianern sogar erlaubt, Waffen zu tragen, um sich gegen Überfälle verteidigen zu können.

Der Venedig-Liebhaber Gustav III. von Schweden …

… wurde gar 1792 bei einem Maskenball von maskierten Putschisten getötet.

Im 19. Jahrhundert geriet das Fest der Masken in Vergessenheit und wurde erst 1980 wieder ins Leben gerufen. Heute dauert der Karneval in der Serenissima zehn Tage. Zum Abschluss findet am Abend des Faschingsdienstags ein riesiges Feuerwerk statt, das sich in den Kanälen und der Lagune tausendfach im Wasser widerspiegelt – ein eindrucksvolles Spektakel.

Venedig 2020

2020 finden die Hauptveranstaltungen vom 8. bis zum 25. Februar statt. Am Sonntag, den 9. Februar gibt es beim venezianischen Wasserfest von 10:30 bis 13:00 Uhr am Rio di Cannaregio viel zu sehen. Bei der Wasserparade gleiten Hunderte von Booten voller Kostümierter vom Punta della Dogana zum Rio di Cannaregio, wo mit Wein aus der Region und venezianischen Spezialitäten gefeiert wird. Am 15. Februar ziehen von 14:30 bis 16:00 Uhr beim „Festa delle Mari“ die zwölf kostümierten „Marias“ in einer Parade von San Pietro di Castello über die Via Garibaldi bis zum Markusplatz. Den offiziellen Dinner- und Maskenball im legendären „Salone Ca‘ Vendramin“ mit Blick auf den Canal Grande können Gäste nur maskiert und nach vorheriger Online-Reservierung besuchen; er findet jeden Abend zwischen dem 8. und 25. Februar ab 21:00 Uhr statt.
In den Gemäuern des Renaissance Palazzo hatte Richard Wagner seinen Parsifal komponiert. Ein weiteres Highlight ist der Engelsflug, der sogenannte „Volo dell‘ Angelo“, am 25. Februar, wenn eine Venezianerin an einem Stahlseil gesichert vom Campanile herab über den Markusplatz schwebt. Rund um den Marktplatz und über die ganze Stadt verteilt gibt es auf verschiedenen Bühnen artistische Darbietungen. Der Großteil der Besucher kommt am Wochenende vor Aschermittwoch. Wer 2020 dem Maskenspiel in Venedig beiwohnen möchte, sollte frühzeitig buchen.

Die Perle der Adria

Das besondere Flair Venedigs ist seiner spektakulären Lage in der Lagune zu verdanken.

Es wurde auf mehr als 100 Inseln erbaut und mit über 400 Brücken miteinander verbunden. Die über 150 Kanäle fungieren als Straßen, denn Autos, Motorroller und Fahrräder sind in den 3.000 Gassen und Gässchen im historischen Zentrum von Venedig verboten. Aufgrund des sandigen Untergrunds sinkt die Lagunenstadt jedes Jahr um einige Millimeter ab – in den vergangenen 100 Jahren insgesamt um 23 Zentimeter.

Venedig ist die meistbesuchte Stadt Italiens

Jährlich kommen zwischen 15 und 30 Millionen Besucher in die Stadt, meist Tagesgäste.

Die Übernachtungen sind mit etwas mehr als 2,5 Millionen deutlich geringer. In der stark schrumpfenden Altstadt leben insgesamt aber nur noch 60.000 Menschen. Aufgrund des Ansturms der Tagestouristen ist Venedig am frühen Morgen und in den späten Abendstunden am schönsten. Die Touristenzentren Markusplatz, Markuskirche sowie die nahegelegenen Inseln Burano sowie Murano haben Kunstliebhabern viel zu bieten: Barocke Kirchen, gotische Palazzi, byzantinische Kuppeln, zahlreiche Museen, aber auch die Biennale oder die Filmfestspiele üben große Anziehungskraft auf die Besucher aus.
Wer den Touristenstrom umgehen möchte, sollte Hotspots wie die Rialtobrücke eher meiden. In den verwinkelten Gässchen und versteckten Innenhöfen ist Venedig am schönsten. Dort kann man am Vormittag bei einem Glas Wein und ein paar Cichetti (kleine, fantasievoll belegte Brötchen) die magische Atmosphäre des Wassers am besten genießen. Wegen seiner außergewöhnlichen Architektur und des großen Reichtums an Kunstschätzen zählt Venedig seit 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

MünchenSüd-Tipp

Wer zum Karneval keine Übernachtungsmöglichkeit mehr in Venedig findet, der kann im nahegelegenen Städtchen Chioggia, das im Süden der Lagune liegt und den Beinamen „Klein-Venedig“ trägt, bleiben und mit dem Boot nach Venedig fahren.