Japandi – Elegante Mischung

Seit Jahren sind skandinavisches und japanisches Design die trendigsten Strömungen im Interior Design. Nun gehen sie einen innovativen Stilmix ein, der das Beste aus beiden Welten verbindet. Japandi kombiniert asiatische Klarheit mit nordischem Hyggegefühl.

 

Zwei ästhetische Welten, die sich gestalterisch nahestehen …

… und doch geschichtlich und geografisch weit voneinander entfernt sind, fanden in den letzten Jahren zusammen.

Skandinavien meets Fernost: Japandi ist mehr als nur eine Wortschöpfung, es ist eine schlüssige Konsequenz aus Interiorschulen, die viel miteinander gemeinsam haben und doch ihre eigenständigen Merkmale in diese Designehe einbringen. Lange standen in Nordeuropa die Entwürfe für cooles, reduziertes Design, das vor allem die klare und manchmal kalte funktionale Form propagierte. Mit der Zeit wurde diese puristische Sichtweise durch Strömungen wie Hygge aus Dänemark und Lagom aus Schweden durch eine nuancierte Wohlfühlebene bereichert. Es ist eine gewisse Gemütlichkeit, die das klare Design der Möbel durch die Haptik natürlicher Materialien bei Stoffen und anderen Accessoires aufweicht. Eine Suche nach einem Glücksgefühl, das vor allem auf „Weniger ist mehr“ abzielt und ein nachhaltiges emotional ausgewogenes Lebensgefühl verwirklichen möchte.

Die Reduzierung auf einige ausgesuchte Objekte, …

… die einer ganzheitlichen Formenwelt folgen, …

… ist auch ein typisches Merkmal japanischen Designs, und dies seit Jahrhunderten. Im Vordergrund stehen ebenfalls natürliche Werkstoffe. Aber während europäisches Design der Moderne immer mit dem Anspruch auf industrielle Fertigung von hoher Qualität auch für weniger Vermögende auftrat, steht auf der Insel Nippon das Handwerk in Einzelfertigung stärker auf der Agenda. Dadurch entstehen auf den ersten Blick zusammenhängende Kollektionen, bei denen sich aber die einzelnen Stücke im Detail unterscheiden. Das Unperfekte des Wabi-Sabi, der kleine Fehler, zum Beispiel in der Glasur einer Teeschale, ist das angestrebte Ideal. Das „einsame“ Einzelstück mit der Patina des „Alten“ steht auch bei Stücken neueren Fertigungsdatums hoch im Kurs. Es ist eine herbe, nicht glatte Schönheit, die bei Japandi der Gleichförmigkeit des Seriellen nicht entgegensteht, sondern sie akzentuiert bricht. Die Kombination der Stile ermöglicht eine individuelle Eklektik, bei der alles möglich ist. Persönlicher Geschmack kann den Schwerpunkt auf den Stil legen, der jeweils bevorzugt wird. Da beide Schulen Wert auf hochwertige Materialqualitäten und schlichtes Design legen, ergänzen und bereichern sie sich auf das Beste. So wird Japandi zu einem Stil, der weniger zwanglos als die reduzierte nordische Ästhetik ist und lässiger als die in manchmal starren Traditionen gefangene Ästhetik Japans.

Diese Schlichtheit ist die wohl wichtigste Regel …

… für eine stimmige Japandi Einrichtung.

Nichts darf ausladend sein, keine geschwungenen Möbel oder Leuchter mit Arabesken. Die klare Geometrie ist das Maß der Dinge, damit alles zusammen passt. Dies gilt vor allem für die Accessoires, wobei beim Thema Geschirr vor allem Japan mit seiner Keramiktradition den Ton angibt. Längst hat diese schmucklose, aber wertige Ästhetik seinen Einzug bei allen großen Herstellern gefunden. Understatement ist wohl der beste Begriff, um das Ziel genauer zu umschreiben. Erst auf den zweiten Blick zeigen sich die Stilsicherheit und der Wert der Objekte, die Kennerschaft und Geschmack des Besitzers verraten. Schreiende Farben, barocke Formen oder aufdringliche Materialien sind verpönt. Gerade bei den Möbeln geht es nicht allein um Schlichtheit und Klarheit, denn es werden geradezu filigrane Formen bevorzugt. Nichts soll das schwebende Glücksgefühl beschweren und alles eine heitere Luftigkeit ausstrahlen. Gerade für kleinere Wohnungen ein Prinzip, das Japandi zu einem idealen Grundkonzept bei der Einrichtung macht. Daher werden gerne niedrige, funktionale Möbel eingesetzt. Sie orientieren sich dabei stark an der japanischen Ästhetik, die jeder aus den schlichten Häusern Nippons kennt. Auf dem Boden auf Matten kniend, an fast zerbrechlich wirkenden Tischen, nimmt man seinen Tee in ritueller Zeremonie ein. Es gilt Zurückhaltung im Gestus zu zeigen und auch Flexibilität in der Raumgestaltung, da sich derartige Objekte jederzeit leicht versetzen lassen und neue Situationen geschaffen werden können. Das gilt natürlich auch für die gewählten Beleuchtungskörper. Sie sollten sich unaufdringlich und fast unsichtbar auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren: den akzentuierenden Hell-Dunkel-Kontrast schaffen und Objekte im Kontext des geschaffenen Interior betonen. Helligkeit ist nicht das Ziel, sondern, Wärme und Atmosphäre in der reduzierten Umgebung zu spenden.

Die eingesetzten Materialien spielen eine wichtige Rolle.

Das helle Holz Skandinaviens wird von den dunkleren Paletten des asiatischen Bambus, der Keramik oder Stoffen kontrastiert. Nichts wird eingefärbt, nur die natürlichen Farben der Elemente sind erlaubt. Dann kann man getrost mit ganz eigenen Mischungen experimentieren, denn nichts beißt sich und alles fügt sich zusammen. Auch für Wohnaccessoires wie praktische Körbe aus Naturfasern und elegante Vasen aus Keramik gilt dieses Gesetz. Dieses Zusammenspiel von Hell und Dunkel stellt eine subtile Spannung her, die dem reinen Wohnkonzept einen zusätzlichen Reiz verleiht. Textur und Ton bestimmen die Melodie des Ensembles. Hat man etwa den Raum in verschiedenen Weiß- oder hellen Naturtönen gehalten, so bietet sich ein einzelner schwarzer Hocker oder Beistelltisch als effektvoller Kontrast an, der dem Raum so auf einfache Weise Tiefe verleiht. Falls für die Wandgestaltung doch einmal kräftigere Farben eingesetzt werden sollen, so orientiert sich die Skala auch an Naturtönen. Gedecktes und doch dezentes Aubergine, Grün oder Braun, gerne in kräftiger Schattierung, sind hier im Gegensatz zu Pastell- oder Signalfarben gefragt. Pflanzen in entsprechend einfachen Kübeln und Vasen sind ebenfalls ein wichtiger Akzent in diesem Konzept. Sie sollten nicht den Raum bestimmen wie großblättrige Bäumchen oder Palmen. Vielmehr sollten sie eher filigran sein, wenn es auch nicht unbedingt der zusammengestutzte Bonsai sein muss. Ein einzelner blühender Zweig, oder selbst ein pittoresk verdorrter Ast kann den gewünschten friedlichen Blickfang liefern. Der Philosophie des Praktischen entsprechend sind auch Nutzpflanzen für die Küche erwünscht. Vielfältige Kräuter in Wabi-Sabi entsprechender Keramik sind wie ein kleiner Garten und verbreiten dazu noch wie natürliche Lufterfrischer ihren Duft in allen Räumen.

Japandi bietet eine große Freiheit, …

… denn es gilt nicht sklavisch einem neuen Trend zu folgen, für den man komplett neue Stücke anschaffen muss.

Lieber sollte man in einzelne Klassiker investieren und ansonsten die vorhandenen Lieblingsstücke neu zu kombinieren. Es ist das Miteinander der einzelnen Elemente, das man unter der Maßgabe „Weniger ist mehr“ herstellen muss. Daher sind Möbel auch eher funktional zu wählen, denen man ihren Zweck auf den ersten Blick ansieht und die eine einfache bescheidene Eleganz besitzen. Beide Schulen sind Meister darin, wundervolle und praktische Räume in schlichtem, ruhigen Design zu schaffen. Skandinavien liefert zu Japandi das Praktische in fast protestantischer Nüchternheit, während Japan die philosophische Komponente des Zen einbringt. Angestrebt wird hier die Harmonie zwischen Mensch und Natur. In der Kunst der Meditation geht es um die Suche nach Ruhe. So schafft man die tiefe Ausgeglichenheit in den eigenen vier Wänden. Folgt man diesem Gedankengebäude konsequent, so führt die materielle Welt des Japandi als Ausdruck der eigenen inneren Verfassung zu einem erfolgreichen Leben. Wichtig sind daher nicht bestimmte teure Designerstücke, mit denen man vor Dritten renommieren kann, sondern zurückhaltende Möbel und Objekte, die ganz einfachen Kriterien folgen: hohe handwerkliche Qualität, Naturbelassenheit, klare und filigrane Formen und eine zurückhaltenden Farbpalette. Dann erreicht man die elegante Mischung des Japandi mit ganz einfachen Mitteln.