„Meine Lieblingsbilder sind die, die Ruhe und Sensibilität ausstrahlen“

Mike Kraus – Regisseur, Fotograf und Musiker. Über seine aktuellen Projekte, seine Leidenschaft zur Musik und den Beginn seiner Karriere als Fotograf haben wir mit ihm bei einem Cappuccino über den Dächern von Schwabing gesprochen.

 

Du bist ein sehr vielseitiger Künstler: Du hast in Florenz Fotografie studiert, anschließend an der Columbia University in Chicago deinen Abschluss in Regie und Kamera gemacht. Seit über zehn Jahren arbeitest du in erster Linie als Porträtfotograf. Wie kam es dazu?

Als Regisseur arbeite ich ja schon über 18 Jahre lang. Die Fotografie habe ich dann auch zur Profession gemacht. Menschen sind für einen Fotografen immer interessant, und da ich viele Schauspieler kenne, dachte ich mir, ich fange mal mit Porträts an. Es ging los mit meinem Freund Herbert Knaup. Das Shooting lief so gut, dass er mich weiterempfohlen hat. Als Nächstes habe ich dann Sebastian Koch und Armin Rohde fotografiert ... und so kam der Stein ins Rollen.

Inzwischen hast du viele internationale Prominente vor deiner Linse gehabt, die ja alle ständig fotografiert werden. Was zeichnet deine Fotos aus?

Ich fotografiere dieses Jahr wieder im Auftrag des Münchner Filmfests. Da möchte ich meine Art der Lichtsetzung zeigen, die ich jedes Jahr etwas variiere. Mein Stil ist ein bisschen cineastisch, da ich ja vom Film komme. Ich habe das Handwerk von der Pike auf gelernt, war Kameraassistent und Beleuchter. Deshalb setze ich die Künstler gerne in ein Licht, das sie in einer bestimmten Art „formt“. So entsteht meist eine gewisse Dramatik. Außerdem mag ich den direkten Blick in die Kamera sehr gerne. Man sagt ja auch, dass die Kamera Einblicke in die Seele des Fotografierten gewährt. Meine Lieblingsbilder sind die, die Ruhe und Sensibilität ausstrahlen, denn damit findet man den Zugang zu den Menschen.

Johann von Bülow sagt über eure Zusammenarbeit: „Mike geht mit dem Licht um wie ein Bildhauer mit dem Meißel.“ 

Das hat er schön gesagt. Ja, das Formen der Gesichtszüge durch Licht und Schatteneinwirkung ähnelt vielleicht wirklich der Bildhauerei.

 

Was macht für dich einen guten Fotografen aus?

Ein Fotograf muss Licht setzen können. Dadurch siebt es sich schon mal aus. Er muss einen eigenen Stil und eine eigene Bildsprache haben, so wie die meisten namhaften Fotografen, zum Beispiel Peter Lindbergh. Seine Arbeiten finde ich wirklich wunderschön.

 

Du bist auch als Werbefilmer sehr gefragt, hast aber auch schon Dokumentationen gemacht. Steht irgendwann ein Spielfilm auf dem Plan?

Auf jeden Fall. Ich habe mein Studium für Regie und Kamera geliebt und möchte zum Spielfilm zurückkehren. Die Idee und der Wunsch werden täglich klarer und drängeln sich immer stärker nach vorne.

Mit einem eigenen Drehbuch? 

Ja, ganz sicher. Auch in der Musik war es mir immer wichtig, eigene Texte zu schreiben und zu komponieren. Nach den vielen Konzerten bin ich immer noch stolz auf den einen oder anderen Songtext. Deswegen möchte ich mich auch bei einem Filmprojekt 100-prozentig einbringen – vor allem beim Skript. Wobei ich keineswegs auf Unterstützung verzichten würde.

 

Und welches Genre?

Es sollte authentisch sein. Eine Geschichte aus dem wahren Leben. Beispielsweise ein Thriller oder auch eine Komödie. Ich finde die romantische Komödie sehr reizvoll, da es eine echte Herausforderung ist, sie nochmal frisch und anders zu erzählen.

 

Mike, du bist auch leidenschaftlicher Musiker und hattest einige Jahre eine eigene Band – eigentlich wäre Musikfotograf doch viel naheliegender, als Porträts zu fotografieren ...

Live-Fotografie interessiert mich nicht. Aber in der Tat plane ich, zukünftig vermehrt Musiker zu fotografieren.

 

Wäre auch Berufsmusiker eine Option gewesen?

Bei einem Vater wie Peter Kraus, der deutschen Rocklegende, könnte man meinen, dass du schon als kleiner Junge musiziert hast. Wir waren keine Familie, die unter dem Weihnachtsbaum gesungen hat; mein Vater singt zu Hause eigentlich nie. Erst während meines Studiums kam ich zur Musik. Über acht Jahre bin ich viel in Clubs aufgetreten, habe Alben aufgenommen – das war eine fantastische Zeit. Ohne Musik könnte ich zwar nicht leben, aber als Berufsmusiker muss es dein Leben ausmachen. Und die Nr. 1 in meinem Leben ist im Moment meine Familie.

Was sind deine nächsten Projekte? 

Ich bereite gerade zwei Ausstellungen vor: Im Stadtmuseum Schwäbisch-Gmünd wird meine Fotoausstellung „Vénération“ wiederholt, die ich im Frühjahr 2019 bereits im Showpalast in München gezeigt habe (22. März bis Ende August). Dafür habe ich, ähnlich wie Autos, in aufwendiger Studio-Ästhetik edle Showpferde fotografiert. Die Fotos sind sehr minimalistisch, aber der Aufwand war wirklich enorm. Sie zeigen die Schönheit dieser edlen Tiere.

Meine zweite Ausstellung findet vom 16. Mai bis Ende August im Falkensteiner Schlosshotel in Velden am Wörthersee statt. Es ist eine Mixed Media Ausstellung mit Kunstwerken, die derzeit in meinem Atelier entstehen. Eine Mischung aus Fotografie und Malerei, wobei die Fotografie das Sichtbare darstellt und die Malerei die nicht erkennbare Vielfalt des Universums.