Immer locker bleiben

Muskelverspannungen, Hals-, Nacken und Rückenschmerzen sind häufig stressbedingt. Wir zeigen, wie Sie sie loswerden.

Unser Körper ist nicht auf Stillstand ausgerichtet. Mehrere Wochen Arbeiten im Homeoffice und begleitendes Homeschooling machen es aber schwieriger, für ausreichend Bewegung im Arbeitsalltag zu sorgen – und entspannt und locker zu bleiben. Ein Glück, dass Gegensteuern bei Verspannungen nicht aufwendig ist und sich hartnäckige Verspannungen mit ganzheitlichen Methoden in den Griff bekommen lassen. Wir zeigen wie.

Es könnte so einfach sein, ein gutes Körpergefühl, das Leben in Balance. Keine Verspannungen.

Doch die letzten Wochen haben uns vor besondere Herausforderungen gestellt. Auch, wenn es dabei nur der Wechsel des Arbeitsplatzes vom Büro an den heimischen Küchentisch war. Sitzt dann noch ein Grundschulkind daneben und soll zu Hause unterrichtet werden, wechseln sich Telefonate der Kollegen mit denen der besorgten Großeltern ab, wächst das Stresslevel. Und mit ihm die Gefahr von hartnäckigen und schmerzhaften Muskelverspannungen.

Ständig unter Spannung

Nach einer Untersuchung der Barmer Ersatzkasse sind Schmerzen im Schulter-, Rücken- und Nackenbereich kein Seniorenproblem: Schon in der Altersgruppe der 15- bis 25-Jährigen beklagen sich immerhin 16 Prozent der Frauen und fast 12 Prozent der Männer über Schmerzen und Verkrampfungen. Neben Stress und psychischen Belastungen zählen vor allem Bewegungsmangel und einseitige Körperhaltungen zu den Ursachen. Auch Angsterkrankungen und Depressionen prägen oft Verspannungen im Nacken-, Schulter- und Rückenbereich. Ja, wir wissen es längst: Bei Stress und Anspannung ziehen wir unbewusst die Schultern hoch. Wir machen uns bereit, so hat es die Natur angelegt, uns zu verteidigen, bei Gefahr zu kämpfen oder zu flüchten. Zwar sind die Gefahren, denen wir ausgesetzt sind, heute andere, doch die Reaktion des Körpers ist eine ähnliche: Wer permanent oder lange Zeit unter Stress steht, spannt dauerhaft die Muskeln an. Schmerzen und Verhärtungen sind die Folge. Dass wir nicht mehr oder nur noch schwer abschalten können, merken wir häufig erst, wenn es anfängt weh zu tun. Statt einen Gang zurückzuschalten, nehmen wir Schonhaltungen ein. Ein Teufelskreis für Wohlbefinden und Körperbewusstsein. Dabei könnte es so einfach sein – durch Entspannungstechniken, Bewegungseinheiten am Schreibtisch und Atemübungen.

Verspannungen bewusst machen

Wir müssen uns bewusst machen, was uns fordert. Was unseren Körper in Anspannung versetzt und uns nicht mehr loslassen lässt. Wir müssen ungünstige, aber verinnerlichte Bewegungsmuster und Fehlhaltungen erkennen und durch gesündere, kraftsparendere Alternativen ersetzen. So verhindern wir chronische Verspannungen und haltungsbedingten Verschleiß

Sofort-Tipp:

Den akuten Stress halten wir kurzfristig mit Atemübungen klein, wir gönnen uns einen Moment zum Durchatmen, ganz tief in den Bauch hinein. Und drücken in unserem Leben einfach kurz einmal den Pausenknopf. Der erste Weg zur Entspannung ist die richtige Atmung, auch am Arbeitsplatz. Einfach für einen kurzen Moment die Augen schließen, Hände auf den Bauch auf Höhe des Nabels legen und tief in den Bauch einatmen. Und dabei neue Energie und Kraft aufnehmen und beim Ausatmen alles Alte und Belastende wieder abgeben.

Die Balance zwischen An- und Entspannung …

… lässt sich aber auch mit progressiver Muskelentspannung schnell und selbstständig wiederherstellen: Durch bewusstes An- und Entspannen einzelner Muskelgruppen schulen wir nicht nur unsere Körperwahrnehmung, sondern können uns gezielt und punktuell Entspannungsmomente bescheren.

Nehmen wir auch einmal bewusst unsere Sitzposition unter die Lupe!

Die wenigsten arbeiten zu Hause in einem ergonomischen Schreibtischstuhl sitzend. Meist dient doch der Küchenstuhl als Sitzplatz, der Laptop aufgeklappt auf dem Küchentisch, neben Kaffeetasse und Wasserflasche. Damit könnten wir noch gut zurechtkommen, würde sich nicht hin und wieder eine schlampige Körperhaltung einstellen: Die Wirbelsäule ist gebeugt, die Schultern fallen nach vorne oder sind unbewusst an die Ohren gezogen. Spätestens nach zwei, drei Stunden zeigt sich schmerzhaft: Mit geradem Rücken wäre uns das nicht passiert.

Verspannt, eingespannt, angespannt – Muskelbeschwerden loswerden

Wer dauerhaft unter schmerzhaften Verspannungen leidet, kann langfristig auch psychisch beeinträchtigt sein – Entspannung ist dringend notwendig. Ein Rezept gibt es nicht, Verspannungen sind medikamentös kaum zu behandeln. Rezeptfreie Schmerzmittel aus der Apotheke helfen kurzfristig, sollten aber nicht länger als drei Tage lang eingenommen werden. Schmerzsalben wirken entzündungshemmend, pflanzliche (Haus-)Mittel mit Arnika oder Beinwellwurzel-Extrakt sind wohltuend. Auch Wärmeauflagen lockern den Schmerz. Physiotherapie und manuelle Therapien wie Chiropraktik können vom Schmerz befreien.

„Wir müssen Rituale entwickeln“, sagt Christian Waier.

Er ist Chiropraktiker und hat viele Patienten in München von ihren Kopf- und Nackenschmerzen befreit. „Unsere Sinne brauchen positive Signale, um das System auch mal wieder runterzufahren und Entspannung zu finden. Dabei ist es wichtig, Stressoren bewusst auszuschalten, morgens entspannt in den Tag zu starten. Den Blick aufs Handy und die aktuellen Nachrichten auf später zu verschieben, den Tag nicht mit negativen Gedanken zu beginnen.“

Langfristig müssen wir selbst ran.

Regelmäßige Bewegung gleicht einseitige Haltung aus und macht gleichzeitig den Kopf frei für die Entspannung. Dabei spielt es nur eine untergeordnete Rolle, was wir tun: joggen, radfahren, schwimmen, Yoga – Hauptsache, es macht Spaß und wird regelmäßig ausgeübt. Regelmäßige Bewegung ist aber nur ein Steinchen auf dem Weg des körperbewussten Verhaltens. Es lohnt sich, auch einmal soziale Faktoren wieder unter die Lupe zu nehmen: Sitzende Tätigkeiten, zunehmende Bequemlichkeit, gebückte Haltung, Übergewicht, Handynacken – all diese Faktoren tragen zu übermäßigen und einseitigen Belastungen der Wirbelsäule bei. „Haltung bewahren“ wird zunehmend herausfordernder.

Rückengesund im Homeoffice

Das schafft tatsächlich, wer „Haltung bewahrt“ und sich auch in den eigenen vier Wänden regelmäßig bewegt. Wege in Meetingräume, die Kaffeeküche oder Kantine fallen weg. Arbeiten zu Hause ist vielmehr langes Sitzen am Küchen- oder Schreibtisch, meist gebeugt, da kann ein ergonomischer Stuhl auch nicht mehr viel helfen. Kleine Bewegungseinheiten sind sinnvoll und notwendig – und gar nicht so schwer: beim Telefonieren eben nicht am Tisch sitzenbleiben, sondern in der Wohnung herumspazieren. Christian Waier rät: „Für 15 Minuten, die wir im Sitzen verbringen, sollten wir zwei Minuten gehen. Nach einem vollen Arbeitstag können wir am Abend eine Stunde spazierengehen, die Arme und Beine dabei aktiv bewegen. Die regelmäßige Bewegung hilft uns nämlich auch, aus dem gedanklichen Hamsterrad wieder herauszukommen, vom Job Abstand zu bekommen.“

Einfache Übungen helfen, …

… Muskulatur und Stoffwechsel auch am Arbeitstisch wieder in Schwung zu bringen, zum Beispiel durch Schulterkreisen: Dabei hängen beide Arme zunächst locker herab, bei geradem Rücken dann langsam die Arme locker kreisen, 30 Sekunden in die eine Richtung, dann wechseln.

Verspannungen am Nacken lassen sich auch mit dem „Gegendruck-Verfahren“ sanft lösen: dazu einfach sanft mit dem Kopf Widerstand gegen den Druck der Hand ausüben, für einige Sekunden halten, dann die Seite wechseln.

Mobilisationsübungen für den Schulterbereich …

… wirken dem Schulter-Vorfallen vor dem Laptop entgegen und stärken gleichzeitig den Schultergürtel. Dazu die Arme in einem Winkel von 90 Grad zum Oberkörper anheben, Oberarme nach oben klappen. Nun die Arme leicht nach vorne und so weit wie möglich nach hinten führen ohne den Winkel zu verändern. Diese Übung zehn Mal wiederholen.

Gegen Verspannungen …

… zwischen den Schulterblättern hilft die „Arm-Hack-Übung“ besonders gut. Dazu im Sitzen die Arme leicht gebeugt auf Höhe des Brustbeins vor den Körper halten und Spannung zwischen den Schulterblättern aufbauen. Nun in zügigen, Hackbewegungen für etwa 60 Sekunden die Arme auf und ab bewegen.

„Apfelpflücken“ …

… dehnt und lockert die Rückenmuskulatur gleichermaßen. Dazu einfach aufrecht hinstellen und abwechselnd mit dem linken und rechten Arm nach einem imaginären Apfel ausstrecken.

Schreibtisch-Liegestütze …

… kräftigen nicht nur Brustmuskulatur und Oberarme, sondern gleichzeitig die gesamte Körpermitte. Achtung aber: der Tisch sollte stabil und rutschfest sein und Belastungen standhalten. Hände schulterbreit auf den Tisch legen, Ellenbogen leicht anwinkeln und Gewicht auf die Arme verlagern. Jetzt das Brustbein zum Tisch hinbewegen, bis die Ellenbogen auf Höhe des Rumpfs sind. Dann wieder hochdrücken. Zwei bis Zehn Wiederholungen.

In diesem Zusammenhang sprachen wir mit dem Chiropraktiker Christian Waier auch über die Auswirkung von Stress auf unsere Gesundheit:

Welche Rolle spielt Stress für unsere Gesundheit? Welche Arten von Stress haben welche Auswirkungen auf unseren Körper und unser Wohlbefinden? 

Stress ist für uns „überlebenswichtig“. Prinzipiell werden wir Menschen von zwei „Managern“ in unserem Nervensystem gesteuert. Dem Sympathikus und dem Parasympathikus. Der Sympathikus schüttet Stresshormone wie Adrenalin oder Kortisol aus, macht uns so leistungsfähig bzw. aktiv und sorgte ursprünglich dafür, dass wir zum Angriff oder zur Verteidigung übergehen konnten. Der Parasympathikus stoppt Entzündungsprozesse, bremst Stresshormone, regt die Verdauung an und sorgt für Regeneration. Durch den Alltagsstress unserer Zeit ist die Balance zwischen beiden oftmals gestört. Die Fähigkeit des Wechselns zwischen Stress und Erholungsmodus ist allerdings der entscheidende Faktor für unsere Gesundheit und damit für die Abwesenheit von Krankheiten und Symptomen. Es gibt drei wesentliche Stressoren, die den Sympathikus ständig triggern: körperliche Stressoren wie sitzende Tätigkeiten, zu wenig Bewegung, oder nicht richtig ausgeheilte Verletzungen am Bewegungsapparat; psychische Stressoren wie Leistungsdruck, finanzielle oder existentielle Probleme oder chemische Stressoren wie Medikamentenmissbrauch, Alkohol, Zigaretten oder schlechte Ernährung.

Wie kann ich mit Stress am besten umgehen? Wie schütze ich mich vor Krankheit? 

Um mit Stress besser umzugehen bzw. mich vor Krankheit zu schützen, bedarf es der optimalen Pflege der „Sechs Säulen der Gesundheit“ (Intaktes Nervensystem, Bewegung, Schlaf, Ernährung, Wasser trinken, Psychohygiene). Fünf der sechs Säulen der Gesundheit haben wir selber in der Hand: dass wir genügend Wasser trinken – im Durchschnitt 2,5 Liter am Tag, dass wir neun Stunden schlafen sollten, dass unser Essen hauptsächlich aus Gemüse bestehen sollte, dass wir genügend Sport treiben sollten, dass wir uns mit den richtigen Menschen umgeben sollten, einen harmonischen Arbeitsplatz haben und so weiter. Nur für ein intaktes Nervensystem und damit für die optimale Steuerung aller Körperfunktionen braucht man die Hilfe eines Chiropraktikers.

Warum ist das so? 

Das Gehirn ist das sogenannte Meisterorgan und steuert somit fast alle Zellen im Körper. Es bekommt die Informationen aus vielen Rezeptoren des Körpers, von den Augen, den Ohren und eben besonders aus den Informationen der Wirbelsäule bzw. den vielen kleinen Muskelspindelzellen rund um die Wirbelsäule – sprich, es definiert unsere Realität. Man könnte also sagen, die Wirbelsäule ist wie die Antenne zum Gehirn. Ist ihr Empfang durch Dysfunktionen in der Wirbelsäule gestört, kann das schwere Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben. Die Wahrnehmung aus diesen Rezeptoren sorgt nämlich dafür, welche Körperhaltung wir annehmen, wie unser autonomes Nervensystem geschaltet wird und wie wir uns gegenüber unserer Umwelt verhalten. Das heißt, im zentralen Nervensystem sind meistens die ursächlichen Störungen für Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Fehler in der Regulation des Herzschlags, Energieverlust oder auch von psychischen Problemen zu finden. Der Chiropraktiker kann mit Hilfe spezieller funktionell neurologischer Tests und Diagnoseverfahren diese Nervenstörungen in der Wirbelsäule aufspüren und sie durch spezifische Behandlungen, sogenannten Justierungen, umprogrammieren, damit unsere zentrale Steuerung wieder optimal bzw. störungsfrei funktionieren kann. Die ursächlichen Störungen werden so gelöscht und nicht einfach nur die Symptome unterdrückt.

Welche Rolle spielt die Haltung in der Büroarbeit bzw. für die Behandlung von Verspannungen? Welche Rolle spielt die Haltung in einer gesunden Arbeitsplatzumgebung? Worauf sollten wir achten? 

Das größte Problem an der Büroarbeit ist das Sitzen. Dazu sind drei wichtige Dinge zu sagen: Das erste und größte Problem ist, dass unser Kopf nach vorne fällt und dies zur chronischen Degeneration der Halswirbelsäule führt. Auswirkungen hiervon können Kopfschmerzen, Migräne und Nackenverspannungen sein. Des Weiteren ist die menschliche Wirbelsäule so konfiguriert, dass alles unterhalb des Schlüsselbeins ein Reflex auf den Zustand der Halswirbelsäule ist. Das heißt, eine falsche Haltung der Halswirbelsäule führt zwangsläufig zu einem Rundrücken, der neben Schmerzen in der Brustwirbelsäule Dysfunktionen der Rippen zur Folge hat, was wiederum neben Schmerzen auch zu Energiehaushaltsproblemen durch gestörte Atemfunktion bzw. Sauerstoffaufnahme führen kann. Zum anderen führt es zur Abflachung unserer Lendenwirbelsäule und zur Beckendysfunktion und wir bekommen Schmerzen im unteren Rücken bis hin zu Bandscheibenproblemen. Der Teufelskreis beginnt. Wir sollten also darauf achten und beispielsweise bei Telefonaten aufstehen oder bewegte Pausen einführen und zudem unsere Halswirbelsäule von einem Chiropraktiker checken lassen. Nach der Arbeit kann man sich die Faustregel merken: pro 15 Minuten sitzen 2 Minuten gehen.

Welchen Einfluss hat die richtige Haltung auf unser körperliches und seelisches Wohlbefinden? 

Die „richtige“ Haltung bedeutet eine störungsfreie Haltung und das heißt, man braucht eine störungsfreie Wirbelsäule, die ich selbst mit dem richtigen Maß an regelmäßiger Aktivierung (sprich Sport) beeinflusse. Gehe ich also regelmäßig zum Chiropraktiker und befreie mein Nervensystem und meine Wirbelsäule von lästigen Störungen, die eine fehlerfreie Kommunikation zwischen unserem Gehirn und all seinen Körperzellen gewährleisten, und mache dann noch genügend und regelmäßig Sport, komme ich einer besseren Gesundheit einen großen Schritt näher. Körperliche und seelische Gesundheit bedeutet die einwandfreie Funktion aller Körpersysteme und nicht die Abwesenheit von Krankheit.

Mit welchen Behandlungsformen lassen sich bei schmerzhaften Muskelverspannungen gute Erfolge erzielen? Was kann die Chiropraktik hier tun?

Zunächst einmal muss man sagen, dass ein Muskel nur auf das Kommando vom Nervensystem hört. Sprich, sitze ich den ganzen Tag am Computer und mein Kopf fällt nach vorne, senden meine Rezeptoren aus den Muskelspindeln des Nackens zum Gehirn: „Achtung, der Kopf fliegt weg.“ Um das zu verhindern, sendet das Gehirn über bestimmte Nervenstränge zurück zum Muskel: „Mehr Anspannen.“ Das führt auf Dauer zu chronischen Schmerzen. Das heißt, ich brauche zuerst einen guten Chiropraktiker, der gezielt die Störungen im Nervensystem und der Wirbelsäule beseitigt und so ursächlich den zu hohen Tonus aus der Muskulatur bringt. Im Anschluss bekommt der Patient in der Regel Hausaufgaben zur neurologischen Integration. Aufklärung über die schlechte Situation am Arbeitsplatz ist meist auch sehr lehrreich.

Wie kann ich die Behandlung zu Hause unterstützen? 

Durch die Ausübung der „Neuro-Hausaufgaben“, Veränderung oder Verbesserung des Arbeitsplatzes, mehr und gezieltere Aktivierung durch Sport, Veränderung und Optimierung der Schlafposition. Einfach gesagt: Beachtung und Neuausrichtung der „Sechs Säulen der Gesundheit“.

Durch achtsame Bewegungen können wir uns falsche Haltungsformen und Bewegungsmuster bewusst machen und gesündere Alternativen entdecken: Wie kommen wir zu mehr Achtsamkeit? 

Zunächst müssen wir verstehen, dass wir einfach nicht zum Sitzen gemacht sind. Unser Gehirn will sich komplex bewegen, dafür sind wir konzipiert. Sitzen ist eine Möglichkeit uns auszuruhen, aber nur kurzzeitig und nicht stundenlang am Tag. Sind wir jedoch durch unsere Berufswahl bzw. unsere Lebensumstände dazu gezwungen viel zu sitzen, müssen wir den benötigten Ausgleich dafür erst lernen. Man könnte es vergleichen mit dem Konto auf der Bank: Geben wir immer mehr Geld aus, als wir einnehmen sind wir irgendwann pleite. Genauso ist es mit unserem Nervensystem und unserer Wirbelsäule. Gehen wir regelmäßig und von Kindesbeinen an zum Chiropraktiker, wissen wir, wie es um unsere Wirbelsäule bestellt ist und beginnen nicht erst achtsamer mit unserem Körper umzugehen, wenn wir plötzlich Symptome spüren. Getreu dem Motto: Schmerz ist ihre persönliche Einladung, um etwas zu verändern. Man könnte es vergleichen mit Zahnarztbesuchen. Das machen wir (hoffentlich) alle von klein auf und wir können nichts Schöneres von unserem Zahnarzt hören, als dass alles in Ordnung ist. Dasselbe muss mit der Pflege der Wirbelsäule auch passieren, denn schließlich hält sie unser wichtigstes Organ, das Nervensystem, stabil, flexibel und gesund. Genauso wie wir nie aufhören dürfen regelmäßig Sport zu treiben und uns zu bewegen – vor allem auf zwei Beinen zu laufen, denn dafür wurden wir ursprünglich geschaffen. Die gesunden Menschen von morgen werden also die sein, die die Prävention ganz oben anstellen. Es ist viel besser und nachhaltiger Gesundheit zu fördern, anstatt Krankheit zu verwalten.

Einseitige Körperhaltung ist oft die Ursache für Rückenschmerzen – neben Bewegungsmangel. Was machen wir falsch? 

Das Problem ist nicht nur die einseitige Körperhaltung, sondern eher das einseitige Leben. Mit anderen Worten: Wir haben meist jeden Tag den gleichen Tagesablauf. Wir stehen morgens auf, fahren denselben Weg in die Arbeit, setzen uns an denselben Arbeitsplatz, gehen in die Mittagspause, bewegen uns kaum bis nicht. Das Gehirn wird also mit sehr einseitigen und sich wiederholenden Reizen stimuliert. Es will aber Abwechslung, und das eigentlich so komplex wie möglich, weil wir uns nur so weiterentwickeln können. Albert Einstein hat mal gesagt: „Jeden Tag etwas auf die gleiche Art und Weise zu machen und bessere Ergebnisse zu erwarten ist Schwachsinn.“ Das Nervensystem entwickelt sich getreu dem Motto: „Use it or loose it.“ Nur heißt es hier leider für unser System „loose it“. Diesen Verlust an Aktivität und die daraus resultierenden Störungen spüren wir irgendwann als Schmerzen rund um die Wirbelsäule.