Im Einklang mit den Elementen

Eine indische Volksweisheit lautet: „Ein Herz in Ruhe sieht in allem ein Fest“. Dass man sich in unseren schnelllebigen Zeiten nach Ruhe und Entspannung sehnt, liegt nahe. In Indien wusste man schon vor 2.500 Jahren, dass es dazu des Einklangs von Körper, Geist und Seele bedarf. Auch wir Heutigen lassen uns von dieser uralten Heilkunst inspirieren, diesem Ziel näherzukommen. Die ayurvedische Ernährung legt mit Nahrungsmitteln und Gewürzen den Grundstein für ein gesundes und langes Leben in Balance. Jetzt im Sommer eignet sich eine ayurvedische Kur hervorragend zum Entschlacken. MünchenSüd gibt Tipps, wie Detox im Einklang mit den Elementen funktioniert.

Um die hohe Kunst des Ayurveda kennenzulernen,

braucht man nicht bis nach Indien zu reisen.

Auch in München gibt es zahlreiche Ärzte und Institute, die den Einstieg in das Thema erleichtern. Wer unter ärztlicher Aufsicht eine Kur durchführen möchte, kann die Kosten von den Zusatzversicherungen von Krankenkassen übernehmen lassen.

Immer locker bleiben

Gemäß Ayurveda sollte man während der Fastenkur unbedingt Stress vermeiden und ganz bewusst Entspannungsphasen einbauen. Am besten beginnt man eine Fastenkur also im Urlaub oder am Wochenende. Ein überaus wichtiger Baustein – wie bei den meisten Fastenkuren – ist es, ausreichend Wasser zu trinken. Alkohol, Kaffee und schwarzer Tee sind dabei tabu, idealerweise trinkt man abgekochtes heißes Wasser oder Kräutertees. Das Abkochen soll laut Ayurveda die stoffwechselanregenden Qualitäten des Wassers verstärken und seine Leitfähigkeit erhöhen.

Von smart bis hart

Ayurveda-Kuren kann man in Wellness-Kuren und in medizinische Panchakarma-Anwendungen unterscheiden, die unbedingt mit einem auf diesem Gebiet spezialisierten Arzt abgesprochen werden sollten. Das Ziel all dieser Kuren ist es, einerseits die Verdauung – im Ayurveda Verdauungsfeuer oder „Agni“ genannt – zu stärken und sogenannte Giftstoffe – Stoffwechselschlacken oder „Ama“ – zu beseitigen. So wird der Zellstoffwechsel angeregt.

Einwöchige Ayurveda-Kur oder aller Anfang ist schwer

Eine Fastenkur dauert normalerweise eine Woche und setzt sich aus einem Einleitungstag, drei Reinigungstagen und drei Aufbautagen zusammen. Ältere oder kranke Menschen sollten unbedingt vorher einen Arzt zu Rate ziehen. Am Einleitungstag trinkt man viel heißes Ingwerwasser und lässt sich idealerweise von einer warmen Ölmassage wie der Abhyanga-Massage verwöhnen. Auf dem Speiseplan stehen heute leichtes Gemüse wie Suppen aus Fenchel, Roter Bete oder Kürbis und Kichari – ein Reis-Linsen-Gericht. An Gewürzen unterstützen Ingwer, Koriander, Kreuzkümmel, Langpfeffer, Pfeffer und Senfkörner das Entschlacken.

Enthaltsamkeit für ein besseres Körpergefühl

Während der drei Reinigungstage sollte man körperliche Anstrengungen vermeiden, da man ausschließlich flüssige Nahrung zu sich nimmt. Je nach Bedürfnis variiert man zwischen Wasser, Ingwerwasser und Reiswasser oder Reissuppe, die man im halbstündigen Wechsel zu sich nimmt. Reiswasser bereitet man zu, indem man zwei bis drei Esslöffel Reis in 600 Milliliter Wasser 45 Minuten lang köchelt, anschließend siebt man das Wasser ab, um es zu trinken. Für eine Reissuppe kocht man einen Teil Reis auf zehn Teile Wasser für ebenfalls 45 Minuten und würzt die Suppe mit Salz und Gewürzen wie Ingwer, Koriander, Kardamom, Cumin, Pfeffer, Zimt oder Basilikum. Dabei sollte man sich auf ein oder zwei Gewürze beschränken und nicht alle hinzufügen.

Kleines Ayurveda-Einmaleins

Beim Ayurveda unterscheidet man zwischen Konstitutionstypen. Jeder Mensch hat seine eigenen Ernährungsbedürfnisse. Bei einer Entgiftungskur ist daher auf die persönliche Veranlagung zu achten. Je nach DoshaTyp reagieren die Verdauungsorgane unterschiedlich auf die Fastenkost. Vata, Pitta und Kapha nennt die ayurvedische Gesundheitslehre die drei „Doshas“ – auch Regelkräfte genannt. Sie beeinflussen die geistigen sowie körperlichen Veranlagungen – das beinhaltet auch das Temperament, Vorlieben sowie Ernährungsbedürfnisse. Die drei Doshas setzen sich aus den Fünf Elementen zusammen: „Vata“ steht für Luft, „Pitta“ für Feuer und Wasser, „Kapha“ für Wasser und Erde. Online kann man zu diesem Thema Tests durchführen, zu welchem Typ oder Mischtyp man selbst gehört.

Zurück zur normalen Routine

Während der Aufbautage beginnt man langsam damit, wieder feste Nahrung zu sich zu nehmen: Am ersten Tag integriert man ein Viertel der Menge der gewohnten Nahrung wieder in den Tagesablauf – das entspricht etwa ei- ner halben Handvoll Essen pro Mahlzeit. Am zweiten Aufbautag kann man die Hälfte und am dritten Tag drei Viertel der gewohnten Nahrungsmenge zu sich nehmen. Als optimale Heilkost gilt auch hier das vielseitige Kichari aus Reis, Linsen und Gemüse. Für Kichari gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Rezepte. Hierbei werden stets verschiedene Gemüse- und Bohnensorten mit Reis, Ghee oder Sesamöl sowie einigen Tropfen Zitronensaft zubereitet.

Kapha

Menschen, die hauptsächlich von Kapha geprägt sind, zeichnen sich durch einen stabilen Körperbau aus. Kapha-Typen genießen reichhaltiges Essen, das sie aber schnell träge und müde werden lässt. Laut der ayurvedischen Lehre profitiert dieser Typ von einer veganen Ernährungsweise. Sie kann dabei helfen, Antriebskraft zurückzugewinnen und Gewicht zu reduzieren. Scharfe Gewürze wie Pfeffer, Senfsamen und Ingwer sowie herbes Obst und bitteres Gemüse wie Kohl, Erbsen und grüne Bohnen oder Granatäpfel sind für diesen Typus bestens geeignet. 

Vata

Von Vata geprägte Persönlichkeiten frieren schnell, sie zeichnen sich meist durch einen schlanken Körperbau und ein sensibles Nervensystem aus. Nach dem Genuss von Rohkost oder Hülsenfrüchten neigen sie zu Blähungen. Sie kommen mit gedünstetem Gemüse, hochwertigen Ölen, Chiasamen und Sesam sowie wärmenden Gewürzen wie Muskat, Kardamom, Fenchel und Zimt ins Gleichgewicht. 

Pitta 

Pitta-Typen vertragen selbst schwere und kalte Nahrungsmittel sowie Rohkost gut. Scharfes oder Saures sowie übermäßiger Fleischkonsum kann jedoch schnell zu Sodbrennen und Hautproblemen führen. Hülsenfrüchte wie Kichererbsen, verschiedene Bohnenarten, grünes Blattgemüse und Kokosnuss bringen sie wieder in Balance. 

Abhyanga

Bei der ayurvedischen Abhyanga-Massage wird erwärmtes Kräuteröl auf dem gesamten Körper einmassiert. Spezielle Massagetechniken sollen dabei gleich mehrere Entschlackungsmechanismen in Gang setzen. Dem Einsatz hochwertiger Öle wird nachgesagt, die Detox-Wirkung noch zu verstärken.

Udvartana

Die Udvartana ist eine anregende Massage mit Pulvern oder Pasten, die mit fein gemahlenem, erwärmtem Pflanzenpulver wie Weihrauch, Galgant, Thymian oder Zimt durchgeführt wird. Dies kann auf der trockenen oder auf der zuvor eingeölten Haut stattfinden. Sie hilft beim Entschlacken und Abnehmen.

Garshan

Diese Trockenmassage wird mit Rohseide-Handschuhen durchgeführt, sie aktiviert den Stoffwechsel, den Kreislauf und den Lymphfluss.

MünchenSüd-Tipp:

Eine Bayurvedische Kur mit Augenzwinkern

Wem Ayurveda zu esoterisch anmutet, der kann als Alternative dreimal täglich einen halbstündigen Spaziergang ins nächste Wirtshaus unternehmen. Mit dem Genuss von Starkbier, am Abend eine Brezn oder ein resches Salzstangerl, kommt die gewünschte Entgiftung zwar nicht so rasch in Gang, aber das Herz sieht darin ein wahres Fest. Diese Art der Erhaltung der Volksgesundheit ist seit 1327 bekannt, vollzieht sich streng nach dem bayerischen Reinheitsgebot und wird auch als „bayurvedische“ Kur bezeichnet. Von den Krankenkassen werden bislang die Kosten nicht erstattet.