Green Glam – nachhaltig und schön

Kennen Sie das auch? Der Mülleimer im Badezimmer ist schon wieder voll: Die leeren Shampoo- und Duschgel-Flaschen, die alte Zahnbürste und die ausgedrückte Sonnencreme-Tube … Dabei muss so viel Müll gar nicht sein. Wir zeigen nachhaltige Alternativen, die garantiert nicht verstaubt und dabei ganz einfach umzusetzen sind.

Nachhaltiger Konsum ist en vogue – auch im Bereich Kosmetik.

Egal, ob es sich um Cremes aus pflanzlichen Ölen, Produkte ohne Parabene in recycelten Verpackungen oder Meereskosmetik mit Algen handelt. Immer mehr Beauty-Brands entscheiden sich für faire und nachhaltige Kosmetik, die nicht nur für die Haut, sondern auch für die Umwelt gut ist. Sie setzen auf non-toxische, natürliche Wirkstoffe, verzichten auf Tests an Tieren und werden nachhaltig und mikroplastikfrei hergestellt. Doch nicht nur der Inhalt ist ressourcenschonend zusammengestellt, auch die Verpackung hat den Schutz der Umwelt fest im Blick. Immer mehr verschwinden Plastiktuben und -Flaschen aus den Regalen, Dusch- und Haar-Seifen wandern papierverpackt in den Einkaufskorb, Zahnpasta gibt es aus einem kleinen Papiertütchen, gepresst in handlichen Tabletten.

Einer Veröffentlichung des Statistikportals statista.com zufolge, kaufte ein Großteil der Menschen in Deutschland im Jahr 2020 Naturkosmetik, „um der Haut etwas Gutes zu tun“. Die Schonung und Pflege der Haut als auch die Rücksichtnahme auf die Natur waren ausschlaggebend für die Entscheidung für nachhaltige Kosmetik. Doch was steckt eigentlich dahinter?

Naturkosmetik ist dabei nur ein Aspekt für Nachhaltigkeit in der Branche. Viele Hersteller setzen auf ein ganzheitliches Konzept, das im Einklang mit der Natur gewonnene Bio-Inhaltsstoffe ebenso einschließt wie faire Arbeitsbedingungen und den Verzicht auf Tierversuche.

Nachhaltige Kosmetik …

… hat es in den vergangenen Jahren aus der „muffigen“ und manchmal belächelten Öko-Ecke der Reformhäuser heraus in die Luxus-Nische geschafft. Concept-Stores, Friseure, Parfümerien und natürlich teure Online-Kosmetik-Shops setzen mittlerweile erfolgreich auf das Geschäft mit nachhaltigen Produkten. Angebot und Nachfrage sind riesig: Allein in Deutschland wurden 2016 mehr als 1,15 Milliarden Euro mit Naturkosmetik umgesetzt, 2019 waren es bereits 1,38 Milliarden. Dass Umweltschutz und Nachhaltigkeit bei den Kunden gut ankommt, haben die Beautykonzerne verstanden.

Eine Studie des Kosmetikverbands VKE zeigt: Nachhaltigkeit ist mittlerweile das drittwichtigste Kaufkriterium, nach Qualität und Preis-Leistungs-Verhältnis. Dabei geht es keinesfalls nur um dekorative Naturkosmetik, auch Produkte wie Shampoo, Duschseifen oder Artikel zur Mundhygiene werden zunehmend mehr nachgefragt, je ressourcenschonender sie sind.

Dahinter steckt ein gewachsenes Bewusstsein, …

… ein Wertewandel der Käufer*innen, hin zu einem ethisch korrekteren Konsum.

Und so steht vor der Kaufentscheidung die Recherche nach Inhaltsstoffen, Herstellung und Herkunft der Produkte an. Hübsch aussehen und gut riechen alleine reicht heutzutage nicht mehr aus. Natürlich hat die Industrie reagiert, Start-ups und neue sexy Marken sprießen wie Pilze aus dem Boden, neben den großen Konzernen mischen kleine Kosmetikschmieden den Markt gehörig auf.

In ihrem Sortiment: umweltbewusste, grüne Produkte – nicht immer Naturkosmetik. Denn der Begriff ist offiziell gar nicht geschützt und so ist nicht überall, wo Naturkosmetik draufsteht, auch natürliche Kosmetik drin. Als natürlich gelten zum Beispiel die Pflegeprodukte, die statt Weichmachern und Mikroplastik aus pflanzlichen Rohstoffen und Produkten lebender Tiere, wie z. B. Milch und Honig, hergestellt werden.

Naturkosmetik

Richtige Naturkosmetik besteht aus Ölen, Fetten, Wachsen sowie Duft- und Farbstoffen aus pflanzlichen und mineralischen Rohstoffen und verzichtet auf Paraffine, Silikone und synthetische Duft- und Farbstoffe. Naturkosmetik ist deshalb häufig vegetarisch oder sogar vegan. Doch was ist dann „nachhaltige Kosmetik“?

Die Verwendung von natürlichen Ressourcen stellt sicher, dass kein Mikroplastik enthalten ist – ein deutlicher Vorteil gegenüber herkömmlicher Kosmetik. Wer von Nachhaltigkeit spricht, meint aber auch, auf Plastikverpackungen zu verzichten. Diesem Anspruch wird die Naturkosmetik nicht immer gerecht. Verpackung spielt bei Kosmetik eine große Rolle. Klar, dabei geht es auch um Mengen- und Gewichtsverhältnis: Je weniger Inhalt, desto mehr Hülle muss es häufig sein.

Auch aus Marketingsicht setzte die Industrie bislang auf schick, schrill und nicht unbedingt umweltfreundlich designte Verpackungen, um die Begehrlichkeiten ihrer Kund*innen zu wecken. Heute ist nachhaltiges Verpackungsdesign kein Ding der Unmöglichkeit mehr, die Vermarktung als umweltfreundliches Produkt eine Verkaufsstrategie. Hersteller nachhaltiger Kosmetik setzen deshalb auf neuartige Verpackungsmaterialien, nutzen FSC-zertifiziertes Papier oder Soja-Tinte – und werben damit.

CO2-neutral

Neben der Verwendung von natürlichen Inhaltsstoffen steht der Verzicht auf klimaschädliche Treibhausgase ganz oben auf der Liste der Anforderungen an moderne und nachhaltige Produkte. Leider heißt aber „CO2-neutral“ nicht gleichzeitig, dass ein Produkt ohne Treibhausgase produziert wurde – tatsächlich beschreiben Hersteller damit, dass das ausgestoßene Gas kompensiert worden ist, indem Bäume gepflanzt wurden oder andere klimafreundliche Projekte zur Reduzierung der Emissionen unterstützt worden sind. In diesem Zusammenhang fällt häufig der Begriff des Green Washing – hier wird sich aus PR-Sicht das Mäntelchen der Umweltfreundlichkeit umgeworfen, bei näherer Betrachtung wird jedoch schnell klar, dass diese Unternehmen gar nicht so grün sind, wie sie angeben zu sein.

Re-Use, Re-Fill, Re-Cycle – so schützen wir das Klima nachhaltig

Mikroplastik vermeiden

Reinigungscremes, Dusch- und Waschgele sowie natürlich Peelings wurden lange Zeit mit winzigen Kunststoff-Kügelchen angereichert, um eine bessere Reinigungswirkung zu erzielen, abgestorbene Hautschüppchen zu entfernen oder das Produkt haltbarer zu machen. Klar, dass die bis zu fünf Millimeter großen Plastikpartikel, die sich auch in Anti-Falten-Cremes, Make-ups, Waschmitteln oder Lippenstiften finden lassen, zu den umweltschädlichsten Inhaltsstoffen überhaupt zählen. Sie lassen sich kaum aus dem Abwasser filtern und vergiften die Meere und unsere Böden. Mikroplastik in Produkten ist nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen, sie versteckt sich oft hinter Begriffen wie Polyethylen oder Acrylates Copolymer. Bei Produkten mit dem Label „Zero Plastic Inside“ allerdings darf man guten Gewissens zugreifen.

Übrigens: Wer auf Nummer sicher gehen will, ob ein Kosmetikprodukt ohne schädliches Mikroplastik auskommt, kann dies mit den kostenlosen Apps „Code Check“ oder „Beat the Microbead“ leicht herausfinden. Einfach mit der App den Strichcode des Produkts fotografieren und Zugriff auf die Inhaltsstoffe in verständlicher Form erhalten.

Wiederverwendbare Produkte nutzen

Ja, es ist ein schönes Gefühl, wenn weiche Watte beim Abschminken Stirn und Wangen streichelt. Wussten Sie aber, dass bei der Herstellung von einem Kilo Watte, so die Umweltschutzorganisation WWF, bis zu 20.000 Liter Wasser verbraucht werden? Eine ressourcenschonende Alternative zu Watte im Bad sind z. B. wiederverwendbare Abschminkpads, die in der Waschmaschine gewaschen werden können. Inzwischen gibt es auch mehrfach verwendbare Wattestäbchen, Gesichtsmasken und vieles mehr. Alles zu kaufen in den vielerorts sprießenden Unverpackt-Läden, die neben Reis, Körnern und Nudeln zum Abfüllen aus großen Spendern eben auch Putzlappen, Schminkpads und sogar Damenbinden zur Wiederverwendung anbieten. Und auch die klassischen Drogeriemärkte haben mittlerweile ein großes Sortiment an nachhaltigen Produkten.

Produkte wieder auffüllen 

Viele tückische Müll-Fallen verstecken sich im Bad in hübscher Hülle. Dabei gibt es neben Shampoos auch Lippenstifte oder andere Produkte dekorativer Kosmetik zum Nachfüllen. Labels wie Guerlain etwa setzen für ihre Produkte auf ein Refill-Konzept, das nicht nur die Umwelt, sondern gleichzeitig den Geldbeutel schont. Dabei halten die nachfüllbaren Alternativen problemlos mit den herkömmlichen mit.

Plastik recyceln 

Große Konzerne wie L’Oréal oder Henkel haben in ihren Nachhaltigkeitsstrategien längst festgehalten, dass sie bis 2025 auf den Einsatz von herkömmlichem Plastik weitgehend verzichten möchten. Dabei werden viele Tuben und Verpackungen aus Plastik in der gesamten Branche inzwischen wiederverwertet oder eben aufgefüllt. Das Problem ist klar, Kunststoff bietet leider bisher noch viele Vorteile: Er ist leicht, solide, kann bis zu siebenmal wiederverwendet werden, ist aber eben auch nicht völlig abbaubar. Eine Herausforderung für die Industrie sind auch Pumpverschlüsse, die bisher nahezu alternativlos sind.

Größere Packungen nutzen 

Nachhaltig zu leben bedeutet nicht nur, Produkte gegen andere auszutauschen, sondern vielmehr bewusst zu leben und den eigenen Konsum bisweilen kritisch zu hinterfragen.

Dabei können auch XXL-Produkte hilfreich sein, die länger genutzt werden können, weniger Transportwege beanspruchen und so weniger Plastikmüll mit sich bringen. Warum also nicht lieber die 500ml-Flasche kaufen, anstelle von 50ml, die doch nur zwei Wochen ausreichen?

Reste verwerten

Da geht noch was – und das gilt nicht nur in der Küche! Probieren Sie es doch einmal aus und tragen Sie Lippenstift-Reste mit einem Pinsel auf. Auch die letzten Tröpfchen im Parfum-Flakon müssen nicht ungenutzt im Glascontainer duften: einfach ein paar Holzstäbchen in den Flakon stecken und den Lieblingsduft als Raumduft genießen.

Auf feste Produkte setzen

Ja, wir haben es schon immer geahnt: Festes Shampoo ist sparsamer und schont die Ressourcen. Dabei wirkt festes Shampoo wie flüssiges. Durch den Entzug von Wasser und Konservierungsstoffen erhält es eine kompakte Größe und ist dadurch deutlich ergiebiger. Und, das ist noch viel wichtiger: Festes Shampoo kommt ganz ohne Plastik aus.

Do-it-yourself

Selbstmachen ist für viele mittlerweile in Bad und Küche keine Seltenheit mehr. Das Internet ist voll mit Anleitungen zum Selbermixen von Waschmitteln, Klarspülern, Zahncremes oder Gesichtsölen. Dazu nötig: wenig einzelne Zutaten wie Soda, Natron, Zitronensäure, ätherische Öle und Seifenflocken.