Eiskalt verführt

Wenn Süßes Trost verspricht – dann ist es doch eine gute Nachricht, dass wir in dieser Zeit auf eines nicht verzichten mussten: Eiscrème von unseren Lieblingseismacher*innen. Und so ein Eis in der Waffel oder im Hörnchen lässt uns die Augen schließen, genießen und auch ein bisschen träumen – vielleicht vom Urlaub im nächsten Jahr.

Es gibt über 150 Eisdielen in München,

kein Wunder in der „südlichsten Stadt Italiens“.

Die Gelaterias sind oft auch noch traditionell in italienscher Hand – von „Adria“ bis „Venezia“. Und fast jeder Münchner hat seine Lieblingseisdiele. Wir entschuldigen uns schon jetzt bei allen, die wir hier nicht erwähnen – aber das würde ein Sonderheft füllen. Diesmal also nur ein paar Beispiele.

Eis-Geschichte

Zuvor aber ein kleiner Ausflug in die Geschichte des Speise-Eis. Das wurde nämlich wohl, genauso wie die Nudeln, nicht in Italien, sondern in China erfunden. Ob es auch mit Marco Polo nach Italien und Europa kam, ist nicht ganz eindeutig belegt. Denn schon der griechische Dichter Simonides von Keos (ca. 557 v. Chr.) beschreibt einen „Gletscherschnee“ mit Zutaten wie Honig, Früchten oder Rosenwasser. Hippokrates (etwa um 400 v. Chr) verschrieb Speiseeis (damals Wassereis) auch als Schmerzmittel. Andere Quellen erzäh- len, dass Marco Polo das Eis auf seinen Reisen nach China kennengelernt, es als „Granita“ in Italien geschmacklich verfeinert habe und es zur Spezialität wurde. Katharina di Medici soll es dann im 16. Jahrhundert nach Paris mitgebracht haben.Tatsächlich war die Eisherstellung lange fest in italienischer Hand. Das erste Café in Paris, das 1686 auch Speiseeis auf der Karte hatte, war das „Café Procope“ des Italieners Francesco Procopio di Cultelli. Das erste Buch, das sich ausschließlich dem Thema Eisproduktion widmete, „De sorbetti“ veröffentlichte Filippo Baldini 1775. Italienische Einwanderer brachten Speiseeis auch nach Amerika, wobei Präsident Thomas Jefferson es in Frankreich kennenlernte und im Weißen Haus einführte. In Deutschland eröffnete – laut Wikipedia – die vermutlich erste deutsche Eisdiele 1779 im Alsterpavillion. Andere Quellen belegen, dass die ersten deutschen Eisdielen kurz nach dem ersten Weltkrieg eröffneten – von Italienern betrieben. Viele der ersten Eisdielen-Betreiber (bis heute) kommen ursprünglich aus dem Val di Cadore in den Dolomiten, auch „Tal der Gelatieri“ genannt, wo sie die Eismacher-Kunst angeblich von einem Sizilianer lernten. 1865 wanderte der erste Gelatiere aus dem Tal nach Wien aus und stellte einen Eiswagen im Prater auf. Von Wien aus sollen sich die Eismacher dann Ende des 19. Jahrhunderts nach Mitteleuropa verbreitet haben.

Lieblinge der Redaktion

Aber genug der Geschichte – zurück ins Hier und Jetzt nach München. Wie schon gesagt, ist die Auswahl in München so groß, dass wir gar nicht allen gerecht werden können. Also sind wir in diesem Fall einfach einmal subjektiv und fangen mit den Vorschlägen aus unserem Redaktionsteam an: Unsere Grafik geht am liebsten ins „Ballabeni“, das ja mittlerweile schon zu den Klassikern gehört. Das Stammhaus befindet sich in der Theresienstraße, die „Werkstatt“ mit Eisverkauf, aber auch der Möglichkeit, Kurse zum Eismachen zu belegen, in der Seidlstraße. Und dann gibt es natürlich noch „Bruno“ den Eisbus und den kleinen nostalgischen Bulli für Lieferung und kleine Events – bei denen man in diesem Jahr vielleicht trotzdem Abstand halten kann. Dass Motto von Ballabeni: „Versuchen, das beste Eis der Welt zu machen“. Unser Grafiker findet den Versuch ziemlich gelungen.

Die Redaktion liebt es, …

… nach der Arbeit oder auch mal zwischendurch, ins „Chocolatte“ auf einen Espresso oder eben ein Eis zu gehen. Ein echter Familienbetrieb, der eigentlich mit der Konditorei und Bäckerei in der Prinzregentenstraße angefangen hat, doch inzwischen auch – gleich um die Ecke in der Wörthstraße – eine eigene Eismanufaktur betreibt. Bunt, modern, aber vor allem mit 40 verschiedenen Sorten, von denen jeweils 12 aktuell angeboten werden. Alle handgemacht, ohne Zusatzstoffe, sogar die Milch wird selbst pasteurisiert. Seit Mai hat zudem eine weitere Filiale in der Ismaninger Straße geöffnet.

Unser dritter Redaktionstipp liegt vor den Toren Münchens.

Die junge Restaurantbesitzerin Lena Mielke betreibt in Utting am Ammersee das „Lenas am See“. Dazu gehört auch der Kiosk am alten Dampfersteg, den schon ihre Großmutter betrieben hat. Zusammen mit ihrer „Azubine“ stellt Lena hier im Sommer täglich eigenes Eis her – nach alten Familienrezepten und „mit ganz viel Geschmack“. Die Kulisse direkt am See mit Alpenpanorama macht den Traum vom Süden perfekt.

Die Ungewöhnlichen

Aber wir möchten Ihnen natürlich auch noch ein paar andere besondere Eisdielen in München vorstellen. Wenn Eis fast aussieht wie ein Cocktail, mag das daran liegen, dass die Besitzer eigentlich Barkeeper sind. Deswegen ist das „Eis Wilhelm“ auch nur fünf Meter von der „Herzog Bar“ am Lenbachplatz entfernt. Zwei Besonderheiten: Neben Eiscreme gibt es auch 25 Sorten Frozen Yoghurt – und jedes Eis erhält ein ganz individuelles Topping, von Cini Minis bis Himbeerstaub.

Das „Artefredda“ in der Tegernseer Landstraße …

… in Obergiesing hat nach Renovierung wieder geöffnet – und dank des Standorts hat man hier auch die Chance, ohne lange Warteschlange an ein bio-zertifiziertes Eis zu kommen. Klingt technisch, ist aber sehr lecker! Und: Es gibt viele der Sorten auch mit Stevia gesüßt statt mit Zucker. Das Biokonzept ist durchgängig. Die Eisbecher sind aus Mais und damit zwar nicht ess – aber biologisch abbaubar.

Ein Perser, der die Kunst des Eismachens in Italien gelernt hat.

Das „DoMori“ verdankt seinen Namen seinem Besitzer Mori Barghtechi. Er stellt nicht nur Klassiker wie Schokolade und Erdbeere her, sondern auch ausgefallene Sorten wie Joghurt-Gurke-Minze oder Rosenblüten. Der Mut zum Probieren lohnt sich, auch diese Kreationen schmecken einfach ... lecker. Manchmal gibt es sogar eine sozusagen persisch-italienische Kombination: Das Eis mit Safran, das dann natürlich auch ein bisschen teurer ist. Und Veganer finden auch eine Reihe von milchfreien Sorbets (inklusive Schokolade!).

Das „Fizzy Bubele“ am Elisabethmarkt …

… hat zur Zeit eigentlich nur bei schönem Wochenend-Wetter geöffnet, macht aber auch Sonnenschein-Ausnahmen. Am besten informiert man sich über Facebook. Die Besonderheit des verwirklichten Kindheitstraums der Betreiber Ban und Daniel Fischer: bunte Toppings von Schokolade bis Gummibärchen und manchmal noch mit Brausestange.

Im „Eismeer“ im Glockenbachviertel …

… werden täglich 12 frische Sorten produziert – aus einer Range von 128. Selbst wenn man den ganzen Tag Eis schlecken würde (und das geht im Eismeer normalerweise bis 23:00 Uhr) könnte man sich also nicht durch alle Sorten durchnaschen. Dabei gibt es Apfelstrudeleis genauso wie eher ungewöhnliche Kombis wie Steirische Vanille mit Kürbiskernöl und gerösteten Kürbiskernen. Das Milchspeiseeis im Eismeer ist natürlich nur mit frischen regionalen Zutaten, ohne Zusatzstoffe – und ohne Ei – hergestellt. Die veganen Sorten sind zudem glutenfrei sowie frei von tierischen Produkten. Und, auch wenn man das nicht schmeckt: Das „Eismeer“ ist Münchens erstes klimaneutrales Eiscafé. Ach so: Und für Kinder-Eisbecher gibt es Zauberstreusel auf die Kugeln.

Spricht man in München über ausgefallenere Eismacher, …

… dann darf der „Verrückte Eismacher“ natürlich nicht fehlen.

Er sagt über sich selbst, dass er schon als Kind eisverrückt war: Sieben Kugeln in der Waffel waren seine Standardbestellung. Heute kann er so viel Eis essen wie er möchte und bietet seine Kreationen auch noch in drei Eiscafés an. Dem „Wunderland“ (Amalienstraße), der „Isarnixe“ (Frauenhoferstraße) und dem „Froschkönig“ (am Viktualienmarkt, bei Redaktionsschluss nicht geöffnet). Seinen Namen macht der „Verrückte Eismacher“ natürlich mit Sorten wie „Weißwurst“ alle Ehre, die meisten Sorten sind aber weniger gewöhnungsbedürftig, vielmehr verführerisch. Zum Beispiel„Herzkönig“: mit Vanillecreme, Amarena, Likör und Walnüssen. Besonderes Angebot: Online kann man hier auch „Wunderhüte“ bestellen, die alles zum Eis-selber-machen enthalten.

Bleiben wir in der Amalienstraße finden wir auch noch eine …

… der ersten rein veganen Eisdielen Deutschland, das „IceDate“.

Wobei sich das „Date“ hier nicht auf ein Rendezvous bezieht, sondern auf die Tatsache, dass im „IceDate“ nur mit Datteln gesüßt wird, ohne Zucker und künstliche Zusätze. Damit ist das Eis weniger süß, durchaus aber nicht weniger intensiv im Geschmack. Denn „IceDate“ arbeitet mit süßen Datteln, frischer Cashew-Crème und reifem Obst. Selbstverständlich sind in diesem Konzept auch die Becher und Löffel kompostierbar, und das Eis wird mit Elektro-Fahrzeugen transportiert. Dass die Nachhaltigkeit der Kreativität nicht schadet, sieht man schon bei der Beschreibung einiger natürlicher Zusatzstoffe wie Bio-Gemüse z. B. Karotte für das Karotte-Erdnuss-Eis, Bio-Blüten (z. B. Holunderblüten für das Zitronen-Holunder-Sorbet) oder ätherisches Öl (z. B. ätherisches Minzöl für das Schoko-Minz-Eis).

Ja diese Liste könnten wir noch deutlich erweitern. Aber wenn Sie alle diese Tipps ausprobieren, dann sind sie doch die nächsten Wochen gut beschäftigt – und werden beim einen oder anderen Konzept vielleicht auch süchtig und wollen nie wieder woanders hin.