An München zurückgeben

Clarissa Käfer im Gespräch

Mit dem Namen „Käfer“ verbindet man nicht nur in München Genuss und Luxus. Um diese Themen geht es natürlich auch bei allen Projekten der Firma Käfer. Doch eines hat die Familie dabei nie vergessen: dankbar zu sein – und zurückzugeben. Wir haben mit Clarissa Käfer über all die Projekte gesprochen, die sie seit Jahren mit viel Engagement und sehr viel Mitgefühl unterstützt.

Frau Käfer, Sie sind ja in drei Institutionen sozial engagiert?

Richtig. Ich bin Schirmherrin der McDonald’s Kinderhilfe. Dann bin ich im Kuratorium der Bayerischen Sportstiftung und drittens gibt es natürlich die „Clarissa und Michael Käfer“-Stiftung.

Die McDonald’s Kinderhilfe setzt sich für schwerkranke Kinder und deren Angehörige ein …

Die Stiftung baut und führt unter anderem neben Kinderkrankenhäusern beziehungsweise -stationen Wohnmöglichkeiten auf Zeit für die Angehörigen der schwerkranken Kinder. „Mein“ Haus steht neben der Intensivstation des Münchner Herzzentrums. Hier haben die Angehörigen jeweils ein schönes Zimmer, eine große Gemeinschaftsküche und können ihren Kindern, die oft über Wochen und/oder auch immer wieder behandelt werden müssen, nahe sein. Die professionelle Leitung aller Häuser bedeutet eine enorme Stärkung für die Eltern. Gleichzeitig erfahren sie im Haus eine große Verbundenheit mit Menschen in ähnlichen Situationen. Das ist eine großartige Institution.

Die Bayerische Sporthilfe ist da sicher ein „leichteres“ Thema?

Ja, aber eines, das mir auch sehr am Herzen liegt. Denn ich war selbst aktive Leistungssportlerin in der Disziplin Snowboard Halfpipe (und da auch Bayerische und Deutsche Meisterin, Anm. d. Red.), bevor ich mich dann doch ganz dem Studium widmen musste. Daher weiß ich, wie schwer es für Nachwuchssportler ist, neben dem Beruf oder eben dem Studium den Leistungssport zu finanzieren – bevor man vielleicht mal Titel und anständige Preisgelder gewinnt. Wir sind doch alle so stolz, wenn Deutsche bei Olympia gewinnen – und erst recht, wenn sie aus Bayern kommen –, also müssen wir diese Leistungssportler auch dabei unterstützen, überhaupt so weit zu kommen. Das ist mir persönlich wichtig.

Ihr drittes Engagement ist in Ihrer eigenen Stiftung, die wieder ein ganz eigenes Thema hat.

Bei der „Clarissa und Michael Käfer“-Stiftung liegt natürlich mein Schwerpunkt. Hier geht es um Hilfe für ältere und hilfsbedürftige Menschen aus München und Umgebung. Wir haben diese Stiftung 2007 gegründet, als wir geheiratet haben, weil wir keine Geschenke haben wollten, sondern eben lieber mit Spenden anderen helfen wollten.

Wie kamen Sie auf das Thema „Ältere Menschen“?

Weil es leider noch wenig Engagement für dieses Thema gibt. Für Kinder oder Tiere existieren zahlreiche Projekte. Und natürlich ist dieses Engagement auch enorm wichtig, das will ich keinesfalls kleinreden. Aber es ist auch leichter, für ein Projekt Werbung zu machen, wenn man Kinder- oder Tierbilder zeigen kann. Einsame oder demente Menschen oder Obdachlose eignen sich dafür nicht so gut – brauchen aber auch Hilfe auf ganz verschiedenen Ebenen.

Viele denken ja, München sei eine so reiche Stadt, da könne es wohl kaum so viele Probleme geben …

Wir haben uns ganz bewusst für die Konzentration unseres Engagements auf München entschieden. Zum einen, weil wir München extrem dankbar sind. Denn hier ist der Ursprung unseres Geschäfts – wir sind mit unseren, teilweise auch sehr langjährigen, Kunden und Mitarbeitern sehr verbunden. Und zum anderen: Klar, vielen von uns in München geht es gut. Und trotzdem gibt es so viele Ecken, wo das Geld nicht mehr zum Leben reicht, gerade im Alter, auch wenn man sein ganzes Leben gearbeitet hat. Und es gibt eben hier tatsächlich Menschen, die unter Brücken leben. Oder das Thema Demenz, das nun wenig mit den finanziellen Verhältnissen zu tun hat. Wir haben gerade an der Mutter meines Mannes gesehen, wie schwierig die Themen Infrastruktur, aber auch die Psyche von Angehörigen und Betroffenen sind.

Beim Thema Obdachlose arbeiten Sie mit dem Trägerverein „Schwestern und Brüder vom hl. Benedikt Labre e.V.“ zusammen. 

In den Häusern der Stiftung leben Ex-Obdachlose in einer Wohngemeinschaft. Obdachlose können dort auch duschen und erhalten neue Kleidung. Wir unterstützen „Benedikt Labre“ nicht nur mit Geld-, sondern auch mit Sachspenden wie beispielsweise Schlafsäcken und mit unserer alljährlichen Weihnachtspäckchen-Aktion. In den Paketen sind unter anderem warme Socken, Handschuhe, Lebkuchen und Mandarinen. Uns ist es wichtig, diese Päckchen selbst zu verteilen. Das erdet uns einerseits und andererseits spornt uns die Freude, die wir bei den Menschen erfahren, immer wieder an, mit diesem Engagement weiterzumachen.

Es gibt ja leider auch immer mehr ältere Menschen, die alleine sind und wenig Geld zur Verfügung haben. 

Dazu arbeiten wir mit den Münchner Alten- und Servicezentren zusammen. Dort können ältere Menschen Anschluss finden, zu Mittag essen, aber auch verschiedene Kurse besuchen. Diese Zentren werden zwar von der Stadt mitfinanziert, aber oft reicht am Ende des Quartals das Geld doch nicht aus. Deswegen unterstützen wir hier mittlerweile auch sieben Zentren in Brennpunkten.

Wie schon eben kurz erwähnt, ist nicht nur bei kranken Kindern, sondern auch bei Demenzkranken oft die Hilfe für Angehörige fast genauso wichtig wie die für Betroffene. 

Das stimmt. Ganz tolle Institutionen sind hier Demenz-Tagesstätten, in denen Kranke zusammenkommen können, zusammen kochen, zusammen spielen, den Alltag zusammen gestalten. Diese Orte sind für Angehörige auch wichtig, weil sie ihnen die Möglichkeit geben, einmal alleine einzukaufen oder zum Friseur zu gehen. Aber auch, weil sie sich dort mit anderen austauschen können. Unser Ziel ist eine solche Tagesstätte in jedem Stadtteil Münchens.

Die Frage an alle Hilfsorganisationen: Wie viel von dem gespendeten Geld kommt an? 

Wir sind eine fast komplett ehrenamtlich arbeitende Organisation. Nur eine Verwaltungskraft arbeitet auf 450-Euro-Basis.

Sie sind ja so ganz nebenbei noch in Vollzeit auch für die Käfer-Geschäftsleitung tätig und haben zwei entzückende Zwillingssöhne. Wie schaffen Sie es, all das unter einen Hut zu bringen?

Mit viel Hilfe. In unserer Stiftung werde ich von neun ganz lieben Freundinnen – und mittlerweile zwei „Quotenmännern“ – unterstützt. Jeder hat da seine Aufgaben und sein Spezialgebiet und ist Ansprechpartner für die verschiedenen Institutionen, mit denen wir zusammenarbeiten. Denn wir sind selten Träger einer Aktion, sondern arbeiten mit denjenigen zusammen, die bereits große Erfahrung haben. Einmal im Monat treffen wir uns. Dann besprechen wir alle laufenden Projekte und neuen Ideen. Letztere besuchen dann immer zwei von uns, denn wir unterstützen nichts, das wir nicht selbst gesehen haben.

Gibt es ein Erlebnis, das Sie in dieser Zeit einmal ganz besonders berührt hat? 

Das war tatsächlich ein Erlebnis mit den Klinikclowns, die auch ältere und demenzkranke Menschen im Krankenhaus besuchen. Wir wollten uns dort engagieren und sind zu einem Besuch mitgegangen. Dort ist für mich die Welt stehengeblieben. Es war ein Clowns-Paar, die sind auf zwei ältere Männer zugegangen, die im Garten auf einer Bank saßen und wenig von ihrer Umgebung wahrnahmen. Die beiden Clowns haben gesungen und Gitarre gespielt und die Clowns-Frau hat sich ganz nah neben einen dieser älteren Herrn gesetzt, ihn zart berührt und gestreichelt und dabei gesungen. Er hat wahrscheinlich nicht viel von dem Lied verstanden, aber an seiner Mimik konnte ich sehen, wie er innerlich so richtig zufrieden war, diesen Moment zu erleben. Wenn ich daran denke, bekomme ich immer noch Gänsehaut. Ich habe mir nur gedacht: Wenn es mir einmal so gehen sollte, dann möchte ich auch solche Momente erleben. Genau darum geht es doch, wenn man Menschen, in egal welcher Situation, unterstützen möchte: ihnen Momente zu schenken, in denen sie aufatmen können, Hoffnung schöpfen oder eben einfach nur Zufriedenheit empfinden. Wir bedanken uns bei Clarissa Käfer ganz herzlich für dieses Gespräch. Was sich übrigens wirklich lohnt: den Newsletter der „Clarissa und Michael Käfer“-Stiftung zu abonnieren. Damit erfährt man noch viel mehr über Engagement in und um München und über die Möglichkeit, vielleicht auch selbst dazu beizutragen, solche Momente zu schenken.