Blaues Wunder
Nicht nur in der Mode gibt es Trendfarben. Im Bereich Interior haben für die nächste Saison die Designer den Himmel und das Meer in die Wohnungen geholt. Alle Zeichen stehen auf Blau.
In der Farbpsychologie steht Blau für Harmonie und Zufriedenheit, …
… in der Literatur für Sehnsucht und Klarheit.
Therapeutisch wird es bei Migräne, Rückenschmerzen und Fieber als visueller Reiz eingesetzt. Es wirkt konzentrationsfördernd wie das Wasser und der Himmel als innere Energiequelle. So wundert es nicht, dass in unseren verworrenen Zeiten dieser Farbton von den Designern für das Interior in aller Konsequenz entdeckt wurde. Selten ist ein Trend so klar gefasst wie in dieser Saison: Blau im Ganzen wie im Detail. In den letzten Jahren waren quer durch alle Stile gedeckte und natürliche Töne in engen Nuancen das Maß aller Dinge. Es entstanden visuell homogene Wohnwelten, die auf Dauer ein wenig eintönig wirken. Da ist ein akzentuierter Tupfer, der sich aber schlüssig in das Gesamtbild fügt, mehr als willkommen. Mit ein paar Objekten oder einem veränderten Wandanstrich wird eine heitere Auflockerung erzielt. Das tiefe Blau hat dabei wichtige Eigenschaften. Es ist eine Grundfarbe, die überall hineinpasst und kann sowohl spielerisch als auch elegant wirken. Dabei ist es beruhigend und angenehm und dennoch lebhaft.
Jeder Farbkontrast sorgt für eine Tiefe im Raum.
Da genügt manchmal nur ein Sessel oder auch kleines Kissenarrangement auf dem Sofa. Sofort hat der Blick in der Sichtachse einen Punkt, an dem er sich festhalten kann. Ist sonst alles in Erdfarben oder lieblichen Pastelltönen gehalten, eröffnet der Akzent eine ungewohnte Perspektive. Das Update der Raumgestaltung kann also sehr schnell erfolgen. Möchte die Sehnsucht nach maritimer Atmosphäre befriedigt werden, ist die Kombination mit Weiß oder Naturmaterialien angeraten. Sollen die stylishen Farben Grau, Petrol oder Schwarz, die in den letzten Jahren stark angesagt waren, farblich aufgelockert werden, könnte Kobaltblau helfen. Ganz Mutige wagen sich an eine Ton-in-Ton-Gestaltung. Blau in allen Nuancen seiner Palette für Wandfarbe, Möbel und Objekte, die dann mit Opal oder Grüntönen kombiniert werden. Die Farbe hat einfach so viele Abstufungen, dass für jede Atmosphäre der richtige Ton getroffen werden kann. Lässiges Hellblau mit Türkisstich trifft auf grünliches oder reines Dunkelblau. Als Basis des Trends ist von den Designern bewusst das „Classic Blue“ (Pantone 19-4052) gewählt worden; von diesem Grundton aus wird die Palette nach Wunsch und Anforderung durchdekliniert.
Seine Strahlkraft entwickelt ein tiefes Blau vor allem …
… auf großen Wandflächen und betont so die vorhandenen Möbel und Objekte, ohne diese zu erschlagen.
Nichts muss ersetzt werden, es wird nur ein neuer spektakulärer Rahmen für die Lieblingsstücke gesetzt. Eine farbige Wand ist aber nicht jedermanns Sache. So kann man auch auf großflächige Möbel wie ein elegantes Sofa setzen. Der Farbton passt dabei einfach zu jedem Style. Organisch fügt er sich in die Naturtöne des Landhausstils oder trendiger skandinavischer Wohnwelten ein. Minimalistische und strikt moderne Looks finden in der tiefen und ruhigen Palette die passende Untermalung, ohne den oft platten Charakter eines stumpfen Schwarz. Einfacher kann man Lebendigkeit nicht erreichen. Beton war in den letzten Jahren im Interior Design einer der gefragtesten Baustoffe für Küchen- und Bodengestaltung. Rau und puristisch setzt es einen starken Kontrast zu edlem Blau. Auch Messing und Kupfer fanden ihren Weg in den letzten Jahren verstärkt als glitzernder Blickfang in üppigere Wohnstile. Warmes Blau bringt diese Materialien noch mehr zum Strahlen, wie ein Diamant, der beim Juwelier nicht ohne Grund auf Samtkissen in dieser Farbe präsentiert wird. Das bringt jedes Ensemble zum Funkeln. Souverän kommt das reine Blau daher, optimistisch und doch gelassen. Das alles sind Eigenschaften, die uns in turbulenten Tagen erstrebenswert erscheinen. So ist die Wahl dieser Palette auch ein Statement zum eigenen Seelenzustand. Manchmal bewirkt eine einfache Veränderung wahre Wunder.
