Auf den Hund gekommen

Kein Urlaub, keine Dienstreisen, arbeiten im Homeoffice: Pandemiebedingt verbringen wir mehr Zeit zu Hause. Corona hat einen wahren Run auf Haustiere ausgelöst. Vor allem Hunde sind gefragt. Doch die Anschaffung muss gut überlegt sein. Hier ein Überblick, was alles mit dem Einzug eines Vierbeiners – neben ganz viel Freude – auf das neue Herrchen oder Frauchen zukommt.

Die Kinder drängeln.

Jetzt, wo Mama im Homeoffice arbeitet und der Papa keine langen Dienstreisen mehr hat, wäre doch genau der richtige Zeitpunkt, um den schon so lange ersehnten Hund zu bekommen. Schließlich haben sie selbst ja auch oft schulfrei … Da könnten Sie mit Lucky oder Lola ganz viel Gassi gehen. Und die Eltern müssten sich üüüüberhaupt nicht kümmern …

Diese Gedanken kennen sicherlich viele Eltern und sind in der Coronazeit möglicherweise anfälliger als sonst. Denn es stimmt ja, was die Kinder sagen. Zumindest im Moment. Doch was ist, wenn der Alltag sich wieder verändert, die Kinder regelmäßig in die Schule gehen, Ballett- und Klavierunterricht wieder stattfinden, die Mama täglich ins Büro geht und der Papa wie früher beruflich viel unterwegs ist? Auch so mancher Alleinlebende spielt derzeit ganz sicher öfter mit dem Gedanken, sich einen Hund anzuschaffen, erst recht, wenn er von zu Hause aus arbeitet.

Ein Hund bereitet viel Freude – kostet aber auch Zeit und Geld

Ein Tier ist ein festes Familienmitglied, für das man Verantwortung trägt. Deshalb muss die Anschaffung genau überlegt sein. Gerade wer noch nie einen Hund besessen hat, unterschätzt leicht, was mit Fiffis Einzug alles auf ihn zukommt. Denn ein Hund bereitet jede Menge Freude, kostet aber jahrelang viel Zeit, Geld und manchmal Nerven.

Hier die wichtigsten Fragen, die Sie sich stellen sollten:

  • Ist Hundehaltung in meiner Wohnung erlaubt?
  • Habe ich auch in Zukunft täglich zwei bis drei Stunden Zeit für Hundespaziergänge etc.?
  • Bin ich bereit, auch nachts aufzustehen, wenn der Hund z. B. krank ist?
  • Wie lange müsste der Hund alleine bleiben (dauerhaft nicht länger als vier Stunden täglich)?
  • Könnte ich ihn mit ins Büro nehmen?
  • Wer kümmert sich bei Flugreisen oder bei Krankheit um den Hund?
  • Bin ich bereit, meine Urlaubsgewohnheiten künftig auf den Hund umzustellen?
  • Kann ich auch noch die Kosten tragen, wenn unvorhergesehene Tierarztkosten (OP u. ä.) notwendig sind?

Besonders der Kostenfaktor wird oftmals unterschätzt.

Zu den Anschaffungs- und Futterkosten kommt die Hundesteuer – und unerlässlich – eine Tierhalter-Haftpflichtversicherung, die für alle Schäden, die ein Hund verursacht, einspringt. Bei den Tierarztkosten kann eine OP mit Nachbehandlung schnell mal mit 1.500 Euro zu Buche schlagen. Immer mehr Besitzer schließen daher eine Krankenversicherung für ihr Tier ab.

Oft unterschätzt: Prophylaxe-Behandlungen beim Hund

Viele, die noch nie einen Hund gehabt haben, denken: „Einmal impfen im Jahr – und das war’s.“ Das ist leider falsch gedacht. Hunde, die artgerecht leben und frei laufen dürfen, kommen unweigerlich mit Würmern in Kontakt. Das ist nicht zu vermeiden und ein natürlicher Vorgang. Doch ein Wurmbefall kann zu Durchfall und schlimmeren Erkrankungen führen. Deshalb ist eine regelmäßige Entwurmung unerlässlich. Genauso wie die regelmäßige Verabreichung von Mitteln gegen Ungeziefer wie Flöhe und Zecken, die besonders hier in Bayern eine große Gefahr für die Vierbeiner darstellen. Nicht zu vergessen die Zahnprophylaxe, „die beim Hund genauso wichtig ist wie beim Menschen“, betont Dr. Lorenz Schmid, Leiter der Tierärztlichen Klinik Oberhaching (www.tierklinik-oberhaching.de) und Fachtierarzt für Zahnheilkunde bei Kleintieren. „Durch das Reinigen der Zähne kann man zum Beispiel Entzündungen vorbeugen und im Endeffekt den Zahnverlust verhindern – und somit auch die damit verbundenen Schmerzen.“ Die erste Untersuchung von Zähnen und Mundhöhle sollte im Welpenalter mit ca. zehn Wochen durchgeführt werden, um zu überprüfen, ob möglicherweise eine Kieferfehlstellung vorliegt. Termin für die zweite Untersuchung ist zum Zeitpunkt des Zahnwechsels mit ungefähr fünf Monaten.

Später sollte einmal im Jahr eine Zahnkontrolle beim Tierarzt durchgeführt werden und anschließend, wenn nötig, eine Zahnreinigung.

Zur Vorbeugung von Zahnerkrankungen kann übrigens auch bei Bello und seinen Kollegen Zähneputzen helfen – und damit Tierarztbesuche ersparen. „Das muss allerdings schon früh ab dem Zahnwechsel trainiert werden“, so Schmid, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Tierzahnheilkunde ist. Woran erkenne ich denn als Hundehalter, ob mein Hund Zahnprobleme hat, frisst er dann nicht mehr? „Die meisten fressen selbst bei schlimmsten Zahnschmerzen noch. Ein deutliches Zeichen ist Mundgeruch. Sobald ein Hund aus der Schnauze riecht, liegt das entweder an Zahnstein, einer Entzündung o. Ä. Dann sollte man unbedingt nachschauen lassen“, erläutert der erfahrene Zahnheilkundler. Schnelles Handeln kann durchaus auch mal einen Zahn retten.“

Tipp des Experten: 

Gewöhnen Sie Ihren Hund von klein auf daran, dass Sie ihm problemlos in die Schnauze fassen und reinschauen können. Kontrollieren Sie dann ca. einmal im Monat die Zähne.

Welcher Hund passt zu mir?

Soll es unbedingt ein Rassehund sein, informieren Sie sich vorher genau über die typischen Charaktermerkmale einer Rasse. Seriöse Züchter inserieren niemals auf eBay, bedrängen die Interessenten nicht und geben keine Hunde ohne Ausweispapiere ab, und schon gar nicht auf Parkplätzen. Leider blüht der Welpenhandel gerade in Zeiten wie diesen. Zwar wollen viele Menschen am liebsten einen Welpen adoptieren, doch man sollte bedenken, dass die Erziehung viel Zeit beansprucht. Das fängt schon mit den kleinen „Malheuren“ auf dem guten Seidenteppich an und endet bei den angeknabberten teuren Lieblingsschuhen … Auch Treppen steigen dürfen die kleinen Mäuse in den ersten Monaten noch nicht. Übrigens: Dass man ausgewachsene Hunde nicht mehr erziehen kann, ist ein Trugschluss. Man muss einfach nur Geduld aufbringen – aber die braucht man als Hundebesitzer sowieso.

Rassehund oder Mischling aus dem Tierschutz

Bevor man sich für einen Rassehund entscheidet, sollte man sich am besten erst einmal in den Tierheimen der Umgebung umschauen. Die meisten haben alle Hunde auf ihrer Homepage vorgestellt, sodass man sich schon vorab einen Überblick verschaffen kann. Auch Fernsehsendungen wie „Tiere suchen ein Zuhause“ stellen immer wieder wundervolle Tiere vor, die alle ein schönes Zuhause verdient haben. Daneben gibt es viele Tierschutzorganisationen (siehe Facebook und Instagram), die Tiere aus dem Ausland vermitteln. Denn in Ländern wie Rumänien oder Bulgarien werden eingefangene Hunde in Tötungsstationen – eher unsanft – eingeschläfert. Achten Sie aber auch hier auf eine gute Beratung, um einen Hund zu finden, der zu Ihnen und Ihren Lebensumständen passt. Die jeweilige Organisation sollte sich zudem nicht nur auf die Vermittlung konzentrieren, sondern auch den Tierschutz im Ursprungsland unterstützen. Die Hunde kommen nach medizinischer Untersuchung gechipt und geimpft mit Ausweis nach Deutschland, z. T. sogar mit speziell ausgestatteten Transportern und geschultem Personal wie z. B. bei Dog Rescue Travel.

Ein Tipp für diejenigen, die Angst vor einem „Überraschungspaket“ haben: Die meisten dieser Organisationen haben in ganz Deutschland Pflegestellen. Das sind erfahrene Hundemenschen, die die Tiere aufnehmen, die besonders dringend Hilfe benötigen und das Für-Immer-Zuhause für sie suchen. Die Pflegefamilie hilft ihnen, ihre Angst zu verlieren, sie lernen an der Leine zu gehen und dass man Pipi draußen macht. Hier kann man den Hund nach positiver Vorkontrolle (Prüfung des Zuhauses) kennenlernen, mit ihm einige Male spazieren gehen, kann testen, wie er sich mit den Kindern versteht oder wie sein Verhältnis zu Katzen ist …Allen neuen Hundeeltern wünschen wir nun ganz viel Spaß mit dem neuen Familienmitglied – und freuen uns für jeden Vierbeiner, der ein schönes Zuhause findet.

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